Am sechsten Mobilitätskongress vom Mi. 29.3. im Verkehrshaus Luzern dreht sich alles ums Machen. Es wird der Frage nachgegangen, wie wir alle eine zukunftsfähige Mobilität gestalten können – und zwar konkret, hier vor Ort in der Zentralschweiz und ab 2023. Trafiko durfte wiederum die fachliche Begleitung wahrnehmen und freut sich, dass im Zentrum laufende Aktivitäten stehen. Es stehen Menschen, Organisationen und Unternehmen im Fokus, die neue Wege in der Mobilität suchen und Projekte für einen Mobilitätswandel angegangen sind. Die ersten Erfahrungen sind somit vorhanden und die Aktivitäten können nun kopiert werden. Zudem beleuchten wir anhand verschiedener Beispiele wichtige Partizipationsprozesse und fragen, in wieweit Mitwirkung Planungs- und Bauprojekte unterstützen und beschleunigen können. Sei dabei: Anmeldung kostlos auf der Kongresswebseite.
Mit der Kommunikationsinitiative 2022 bietet das Kompetenznetz „Klima Mobil“ der Nahverkehrsgesellschaft und des Landes Baden-Württemberg diverse Produkte und Veranstaltungen rund um das Thema Klimaschutz und Parkraummanagement auf kommunaler Ebene an. Auf der Webseite Klimaschutz bewegt stehen öffentlich zugänglich Kommunikationsleifaden, Schaubilder (oben eines aus der Sammlung), Vorlagen, Plakatdesigner, Aktionsideen und Vidoes bereit. Jetzt müssen wir es einfach noch anwenden und uns selber verändern.
Beim 5G-Ausbau gibts Befürworter und Gegner. Fakt ist, wir wollen unterwegs immer mehr Leistung und keinen Datenstau. Will man dem entgegnen, muss die Kapazität im Gleichschritt mit den Anforderungen immer mehr erhöht werden. Im kurzen Erklärfilm der Swisscom wird dies mit dem Ausbau des Bahnnetzes und des Bahnangebots verglichen, wo sich die Herausforderung ähnlich stellt. Immer mehr Menschen wollen Zug fahren: Es braucht mehr Züge, längere Züge und beim Erreichen der technischen Leistungsgrenze der Anlage neue Software zur noch dichteren Zugsabwicklung. Die Software allein reicht jedoch nicht, so dass diese auch wieder effizientere Infrastrukturen wie Signale, Weichen und Sicherungsanlagen nach sich zieht. Soweit klar. Wobei ähnlich dem Verkehr bleibt auch hier die Frage: Kann man Datenspitzen nicht auch glätten oder verlagern? Im Verkehr liegt diesbezüglich wohl auch noch einiges an Potenzial brach.
Das Interesse an Fernsteuerung resp. Teleoperation steigt in der Wirtschaft. So steigt beispielsweise der Hamburger Hafenbetreiber HHLA gemäss Handelsblatt mit seiner Innovationseinheit beim Start-up Fernride ein und will Lastwagen im Hafengelände künftig ferngesteuert betreiben. Auf Betriebsgeländen ist Teleoperation nämlich schneller einsatzbereit als auf öffentlichen Strassen. Idee: Während Lkw-Fahrer heute oft lange warten müssen, bis es nach einem Verladeprozess weitergehen kann, können sich Teleoperatoren in der Zeit auf andere Fahrzeuge schalten. Dass das mit einem Fahrer und zwei Fahrzeugen funktioniert, hat Fernride 2022 schon gezeigt. Ziel ist jedoch, dass sich ein Team von 20 Fahrer:innen um 100 Lastwagen kümmern kann. Die Idee lässt sich später auch auf öffentliche Strassen übertragen. Vielleicht werden Lkws nur noch per Fernsteuerung zur Autobahn gebracht. Dort fahren sie dann selber zum Zielort, wo sie nach der Abfahrt wieder übernommen werden. Eine Firma ist im Bereich Carsharing bereits mit Fernsteuerung operativ. So bringt die deutsche Firma Vay bereits heute mit einer Ausnahmebewilligung in Hamburg einen Mietwagen per Fernsteuerung zur Kundschaft, welche das Auto per App bestellte. In der Werbung wird vom „Carsharing ohne Parkplatzsuche“ gesprochen. Auch in Ebikon-Luzern wird zurzeit mit ferngesteuerten Logistikfahrzeugen experimentiert, wie Medien berichten.
Mit der Initiative ÖV42 wollen BLS, SOB, PostAuto, die Klimagenossenschaft 42hacks und der Kanton St.Gallen den dürftigen ÖV-Anteil am Gesamtverkehr verändern (Medienmitteilung BLS). Pilotversuche in ausgewählten Regionen sollen das mittels künstlicher Intelligenz eruierte Mobilitätsverhalten lenken. Konkrete Massnahmen werden nun getestet: „Pop-up“-Direktzug Burgdorf-Ostermundigen von Okt. bis Dez. 22, Projekt «31 Days» mit 10 Testpersonen, welche das Auto abgeben und auf öV/Sharing setzen, aktuell läuft der PostAuto Winter-Express Sargans–Flums–Flumserberg und der Aare Linth Ski-Express der SOB direkt aus der Stadt ins Skigebiet, usw. Sehr schön finden wir, dass sich der Besteller, also der Kanton St.Gallen an den Initialkosten von 750’000.- mitbeteiligt. Die guten Ideen müssen auch finanziert sein.
Neues Jahr, neue Funktionen: Der Trafikguide hat überarbeitete und nun einfachere Filterfunktionen. Damit können neue Dienstleistungen, neue Technologien und neue Anbieter noch einfacher kategorisiert, sortiert und verglichen werden. Mit dem Update wurden zudem Dienste aktualisiert und ergänzt, so dass nun über 510 Dienstleistungen erfasst sind (274 davon sind in der Schweiz aktiv). Das Tool wurde auch in der Gestaltung optimiert und optisch weiter vereinfacht, damit die Nutzung intuitiver ist. An dieser Stelle vielen Dank an das Bundesamt für Energie BFE und den Zürcher Verkehrsverbund ZVV, welche die Upgrade-Arbeiten erst möglich gemacht haben. Zudem bleibt das Angebot bestehen, dass wir gerne Daten aktualisieren oder fehlende Dienstleistungen aufnehmen (siehe Daten melden). Zum Schluss rufen wir gerne noch auf, Dienste im 2023 auszuprobieren und Sinnvolles in deiner Region einzuführen. Wir sollten vermehrt immer das passende Verkehrsmittel verwenden, um auch in der Mobilität Klimafortschritte zu erzielen (z.B. mit den Diensten in der Schweiz mit hohem Smart-City-Faktor)
Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Prof. Eckart von Hirschhausen (bekannt aus ARD-Sendungen) wagt sich mit dieser Aussage weit aus dem Fenster. Gut, offenbar wurde er vor kurzem zur fahrradfreundlichsten Persönlichkeit Deutschlands gewählt und ist somit sicherlich Velofan. Im kurzen 3′-Video hat er jedoch noch weitere wissenschaftliche Argumente bereit, warum Radfahren sich für den Menschen und die Welt lohnen könnte.
Wo werden wir dereinst unsere E-Autos laden? Privilegiert sind die, die ein Einfamilienhaus und damit die Möglichkeit haben, eine eigene Wallbox auf ihr Grundstück zu bauen. Viele Wohnen aber in Mehrparteienhäusern, wo sie auf den Goodwill der Eigentümer angewiesen sind oder sind gar „Laternenparker“ auf öffentlichen Strassen, wo Ladestationen kaum realisiert werden dürften. Einige Wenige könnten vielleicht auf dem Firmenparkplatz von Angeboten ihres Arbeitgebers profitieren. Das Startup Numbat, das Schnellladesäulen mit Batteriespeicher anbietet, verspricht das Laden innerhalb von 15 bis 30 Minuten von Null auf 80 Prozent vor Supermärkten. Dabei wird auf Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Supermärkte und auf zu günstigen Zeitpunkten gekauften Strom zurückgegriffen, welcher lokal in den Säulen gespeichert wird (diese haben noch einen Werbescreen für ein Zusatzeinkommen). Die Supermärkte stellen einzig Dach und Parkraum zur Verfügung und profitieren dereinst, dass die Kunden eher zu ihnen, als zum Konkurrenzmarkt ohne Ladesäulen kommen (siehe Medienbericht). Wir sind gespannt, wie sich die Branche zum Laden in der Schweiz weiterentwickelt. Die Idee der Supermärkte leuchtet ein und sieht man auch schon da und dort. Hoffentlich wird dereinst nicht das Auto zwangweise zum Einkauf verwendet, um beim Shopping gleich noch das Auto zu laden. Ziel müsste doch sein, das Auto in Zukunft nur noch gezielt zu verwenden.
Wird Strassenraum neu verteilt, fliesst der motorisierte Verkehr nicht unbedingt über andere Strassen. Viele Autofahrten bleiben aus, weil das Mobilitätsverhalten sich dem Angebot anpasst. Dieses Phänomen hat kürzlich der Mobilservice unter „Verkehrsverdunstung“ thematisiert, aber auch Agora veröffentlicht: Wird eine Strasse siedlungsorientiert umgestaltet, haben Nachbarquartiere meist Angst, dass sie von Mehrverkehr belastet werden. Derlei Sorgen und Zweifel sind verständlich, schliesslich hat man sich über Jahrzehnte an die Allgegenwärtigkeit des Autoverkehrs gewöhnt. Gleichzeitig zeigt eine wachsende Zahl gut belegter Beispiele, dass sie oft unbegründet sind. Effekte zeigen immer mehr Messungen: Verkehrsmengen sind keine unveränderlichen Grössen, sondern folgen der Infrastrukturplanung. Menschen passen ihr Verhalten dem Angebot an: Sie wählen neue Routen, andere Verkehrsmittel, oder kombinieren diese miteinander. Ein schöner Gedanke, welchen wir ins neue Jahr 2023 mitnehmen können. Happy new year!