In der Schweiz dürfte man wohl weder die eine, noch die andere Lösung so markieren, welche ein Twitter-User postet. Die Herausforderung gibt es aber auch bei uns: Soll der Fuss- und Veloverkehr oder der Autoverkehr komfortabel ausgestaltet sein? Wegen dem gegebenen Raum ist beides meist nicht möglich. Seit längerem bekannt sind Lösungsansätze wie beispielsweise Kernfahrbahnen (Flyer Kernfahrbahnen Kanton Aargau), Mischverkehrsflächen oder Begegnungszonen. Die Stadt Zürich spricht bei letztgenannten Ideen auch von Aufenthaltsstrassen, wobei solche Ansätze die hindernisfreie Architektur wieder auf den Plan ruft (Anforderungen hindernisfreier Verkehrsraum). Tja, die Lösung der Quadratur des Kreises ist herausfordernd.
Das CAS Transformation of Public Transport, Model 5 „Smarte Angebotsformen im ÖV“ der Hochschule Luzern ist gestern gestartet und dauert noch bis Samstagmittag. Trafiko darf in diesen 2.5 Tagen in der Hauptverantwortung sein Wissen an einen breiten Teilnehmendenkreis weitergeben. Dieser ist bunt gefächert: Von Mitarbeitenden des BAV über verschiedenste Bahn- und Bus-Transportunternehmen bis zu kantonalen Ämtern sind zahlreiche Beteiligte der öV-Branche vertreten. Neben den Trafiko-Inputs hat sich auch Roland Weippert von AMAG eingebracht (er war wie im Bild festgehalten online aus Amsterdam zugeschaltet. AMAG schaut sich dort Zweiradkonzepte an). Fanny Frei von VBZ erklärte ihr grosses Engagement mit Pikmi und ZüriMobil vor Ort (am inspirierenden neuen Hochschulstandort der HSLU in Rotkreuz). Fazit für uns: Wir ziehen den Hut vor dem hohen Wissenstand der Teilnehmenden. Mit dem Wissen ist die Arbeit aber nicht gemacht. Wir müssen nun Themen verändern und umsetzen. Lets go! Zudem: Wir danken den Referierenden, das sie tiefe Einblicke in ihre aktuellen Arbeiten gewährten. Nur wenn wir Wissen teilen, kommen wir schneller voran. Erstaunlich ist, sowohl AMAG (Fokus individuelle Mobilität), wie auch VBZ (Fokus kollektive Mobilität) ziehen in ähnliche Richtungen. Gleichen sich MIV und öV immer mehr an?
Da läuft man mit der Familie in den Ferien nichtsahnend durch München und kann ein umgesetztes City Logistik Beispiel live miterleben (Bild). UPS, stellt nachts einen Container mit Paketen ins Quartier, welche tagsüber mit elektrischen Cargobikes an die Haushalte verteilt werden. Mit etwas Recherche im Internet findet man das entsprechende Konzept und findet heraus, dass es eine grösser angelegte Sache ist: 3 LKWs mit 10
Helfer:innen, 22 Fahrradfahrer:innen, 96% des Volumens in den Zustellgebieten mit Fahrrädern, Zustellung per Lastenfahrrad nimmt kontinuierlich zu (2017 – 2 Depots, 2018 – 5 , 2019 – 7). Wann ziehen die nächsten Städte nach? An anderer Front ist UPS auch dran, dort aber mit grösstmöglichen Gefährten: Duo-Trailer sparen UPS über 30 Prozent Emissionen. Müssen wir dereinst auch mit solchen Gefährten zwischen Hubs rechnen? Und als Pilotidee gibt es den Ansatz Paketbahn in Schwerin. DHL transportiert dort Paket-Trolleys zu Paketstationen an Tramhaltestellen. Dort können Kunden die Pakete abholen. Im Pilotprojekt werden nicht Pakete und Personen im selben Tramzug transportiert. Dazu fehlen noch gesetzliche Grundlagen. Ob der öV bald auch Pakete transportiert?
invia, die neue Marke für den öffentlichen Verkehr in Graubünden macht mit einigen überspitzen Videos auf sich aufmerksam. Seit Dezember 2021 sind die 13 Transportunternehmen und 5 Tarifverbünde Graubündens mit gemeinsamen Namen unterwegs. Der Fokus der Organisation liegt auf einer noch stärkeren Kundenorientierung und setzt sich für eine clevere Vernetzung des öV im Kanton ein. Zurzeit gibt es eine Webseite mit Fahrplan und Angebot, angekündigt sind Kundenkonto und Webshop. Zukunftsvisionen sind Abo-Berater, Pendlerrechner und Social Media. Aus unserer Sicht dürften die Innovationen gerne noch etwas in die mulitmodale Welt vorrücken.
Mehr als 1 Million Häuser in der Schweiz sind sanierungsbedürftig. 24% der Treibhausgasemissionen in der Schweiz werden gemäss Bundesamt für Umwelt durch Gebäude verursacht. Folglich müssen Gebäudehüllen optimiert und Neubauten mit kreislauffähigen Materialien klimaneutral erstellt werden. Im SAG Reiden könnte ein Zentrum mit rund 1000 Arbeitsplätzen entstehen. Der Standort ist geeignet, um mit einer Produktionsanlage der neusten Generation von swisspor die nationale Versorgung auf kurzen Wegen von Dämmstoffen sicherzustellen und ein Kompetenz- und Innovationszentrum anzubinden. Gleichzeitig sollen am Standort weitere Unternehmen im Bereich Gebäudehülle, nachhaltiges und digitales Bauen sowie Kreislaufwirtschaft angesiedelt und ebenfalls Hochschulen die Möglichkeit geboten werden, ihre Kompetenzen an der Schnittstelle von Forschung und Praxis einzubringen. In diesen Tagen wird die Bevölkerung mit einem Informations-Flyer über das Projekt vertieft informiert. Trafiko verantwortet im Projekt das Thema Mobilität und arbeitet eng mit SNZ zusammen, welche den Verkehr modelliert. Durch das SAG Reiden entsteht Mehrverkehr. Das Projekt soll jedoch von Beginn weg einer möglichst nachhaltigen Mobilität Rechnung tragen. Durch gezielte Massnahmen sollen öffentlicher Verkehr, Sharing-Fahrzeuge sowie Fuss- und Veloverkehr gefördert und der Lastwagenverkehr möglichst ausserhalb der Stosszeiten abgewickelt werden. Die Strategie Mobilität enthält aber auch betriebliche Massnahmen wie Mobilitäts-Benefits für Mitarbeitende oder ein Monitoring und Controlling der aller Massnahmen. Alle Informationen im neuen Flyer des Steuerungsgremiums SAG Reiden.
Erst ein grosser Hype, dann diverse Rückzieher. So kann man die Entwicklung von Taxidiensten in Europa mit selbstfahrenden Fahrzeugen beschreiben. Doch nun bewegt sich was: München soll zur Robotaxi-Hochburg werden (Quelle). Der Autovermieter Sixt und die Intel-Tochter Mobileye werden ab 2023 mit 25 Robotaxis in München starten. Buchen lassen sich die Fahrten via Sixt-App oder über die Mobilitäts-App Moovit. Auch der öV packt das Zukunftsfeld an: Der deutsche Verkehrsverbund Rhein-Main lanciert mit ähnlichen Partnern (u.a. auch Mobileye) einen autonomen öV-Dienst in Frankfurt (Quelle). Und wie vermutete sind aktuell Ridepooling-Dienste wie MOIA eigentliche Vorboten der Robotaxi-Zukunft. Jedenfalls steigt auch die VW-Tochter in Hamburg ein (Quelle), während wir in der Schweiz noch diskutieren, ob Ridepooling überhaupt öffentlicher Verkehr ist (im Appenzell mit Publicar gesetzlich ja, in Andermatt mit mybuxi nein).
Vielleicht holt Europa mit diesen deutschen Initiativen wieder etwas auf. Denn in den einschlägigen Rankings zum autonomen Fahren liegt die Google-Tochter Waymo nach wie vor vorne, gefolgt vom GM-Ableger Cruise und Fords Argo AI. Was die Zukunft bringt, erklärt Johann Jungwirth (Vizepräsident von Mobileye) im lesenswerten Interview, im Podcast oder im Buch Mobilität für alle. Was die selbstfahrende Technik breits kann, zeigt folgendes Video einer ungeschnitten 40‘-Fahrt durch New York.
Der Nachhaltigkeitsbegriff ist dreidimensional geprägt. Es tönt einfach: Ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichwertig bündeln. Die drei sollen nicht länger gegeneinander ausgespielt, sondern vielmehr als gleichrangig behandelt werden. Inzwischen tendieren viele zur „starken Nachhaltigkeit“: Die Verringerung von Produktion und Konsum (Suffizienz), die bessere Nutzung von Material und Energie (Effizienz) und die naturverträglichere Gestaltung der Stoffkreisläufe durch Wiederverwertung und Müllvermeidung (Konsistenz). In dem Sinn ist das Elektroauto eben nicht wirklich nachhaltig, da es in zunehmendem Mass auf knappe, problematische Ressourcen angewiesen ist und die Folgen schrankenloser Mobilität bei ihm so wenig hinterfragt werden wie zurzeit bei anderen Verkehrsmitteln. Ein guter Überblick über die Nachhaltigkeit gibt der NZZ-Artikel. Da haben wir noch einiges vor uns …
Wir erhalten viele Anfrage zur Mobilitätsstation Trafikpoint. Ein neuer Flyer und ein Erklärfilm geben nun ergänzend zur Webseite noch besser Auskunft. Der Erklärfilm entstand an der seit März in Betrieb befindlichen Mobilitätsstation Weinbergli in Luzern. Mit eingeblendet im Film ist ein Blick in die MaaS-App, worüber das E-Bike, das E-Cargobike, der E-Roller und das E-Auto gebucht und genutzt werden können (z.B. öffnen/schliessen der Fahrzeuge). Dank dem Kurzfilm muss man nicht mehr nach Luzern kommen, um sich die Mobilitätsstation anzusehen. Der Kurzfilm entstand übrigens bei Trafiko. Wir lieben es, Mobilitätslösungen verständlich zu erklären.
Das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“ mit weniger Verkehr wird dann Wirklichkeit, wenn wieder mehr Aktivitäten im Quartier stattfinden. Das Quartier hat jedoch meist die kritische Grösse nicht, wo sich Lebensmittelläden lohnen. Daher werden diese oft am Siedlungsrad mit einem grossen Parkplatz und entsprechendem Verkehrsaufkommen erstellt. Seit kurzem gibt es neue Ideen von der Migros Aare (Voi Cube) oder Valora (avec box) mit personallosen Containern. Die Kundschaft hat über eine App selbständig Zugang. Die Läden funktionieren somit wie ein begehbarer Warenautomat: Die Kundschaft kann ihren Einkauf wie gewohnt tätigen und zahlt über eine Self-Checkout-Station, welche man bereits aus den Lebensmittel-Filialen kennt. Die Läden sind rund um die Uhr an 7 Tagen offen, auch an Feiertagen. Damit soll das Bedürfnis nach flexibleren Öffnungszeiten abgedeckt werden und als Ergänzung zu den Öffnungszeiten des Supermarktes dienen. Nichts wie los und das neue System im Marzili Bern, Ostring Bern, in Ittigen, Arlesheim, Seuzach, Dörflingen oder Urrdorf ausprobieren.
Mikromobilität erfreut sich wachsender Beliebtheit, insbesondere in den Altersgruppen 16-29 und 30-49 Jahre. Dabei wachsen Abo-Modelle gegenüber von Besitz und Sharing am meisten. 1/3 der Befragten nutzt Mikromobilität in Kombination mit dem öffentlichen Verkehr, was sich besonders in Städten zeigt, welche die Rahmenbedingungen für multimodale Mobilität stärken (z.B. Ausbau Velostreifen, Sharing-Stationen an öV-Haltestellen). Generell unterscheiden sich die Nutzerzahlen je nach Land, sowohl in Bezug auf die Häufigkeit der Nutzung als auch auf das Verkehrsmittel (Grafik Balkendiagramm BCG/HSG im PDF oder im Web-Artikel).
Ein Besuch in Skandinavien hat dies bestätigt. Ähnlich der Schweiz sind hier Bike- und Scooter am beliebtesten, Roller hingegen sieht man nur selten. Bike-Sharing war beispielsweise in Göteborg (SE) sehr präsent im Strassenraum, währenddessen in Aalborg (DK) Scooter meist geshared werden und ein Grossteil der Mobilität mit dem privaten Velo zurückgelegt wird. Was wir von diesen Ländern lernen können, ist die Ordnung im Handling. Klare definierte Abstellflächen, besonders für Scooter, verhindern wildes Abstellen weitestgehend. Das Bild zeigt ein Beispiel aus Oslo (NOR), wo physische Veloständer zusätzlich zu ordentlicher Abstellung beitragen. Das Tram im Hintergrund verweist auf die vielfältigen multimodalen Möglichkeiten, welche in dieser Stadt anzutreffen sind.