Robotaxis am Start

7.10.2022Technik/Wirtschaft

Erst ein grosser Hype, dann diverse Rückzieher. So kann man die Entwicklung von Taxidiensten in Europa mit selbstfahrenden Fahrzeugen beschreiben. Doch nun bewegt sich was: München soll zur Robotaxi-Hochburg werden (Quelle). Der Autovermieter Sixt und die Intel-Tochter Mobileye werden ab 2023 mit 25 Robotaxis in München starten. Buchen lassen sich die Fahrten via Sixt-App oder über die Mobilitäts-App Moovit. Auch der öV packt das Zukunftsfeld an: Der deutsche Verkehrsverbund Rhein-Main lanciert mit ähnlichen Partnern (u.a. auch Mobileye) einen autonomen öV-Dienst in Frankfurt (Quelle). Und wie vermutete sind aktuell Ridepooling-Dienste wie MOIA eigentliche Vorboten der Robotaxi-Zukunft. Jedenfalls steigt auch die VW-Tochter in Hamburg ein (Quelle), während wir in der Schweiz noch diskutieren, ob Ridepooling überhaupt öffentlicher Verkehr ist (im Appenzell mit Publicar gesetzlich ja, in Andermatt mit mybuxi nein).

Vielleicht holt Europa mit diesen deutschen Initiativen wieder etwas auf. Denn in den einschlägigen Rankings zum autonomen Fahren liegt die Google-Tochter Waymo nach wie vor vorne, gefolgt vom GM-Ableger Cruise und Fords Argo AI. Was die Zukunft bringt, erklärt Johann Jungwirth (Vizepräsident von Mobileye) im lesenswerten Interview, im Podcast oder im Buch Mobilität für alle. Was die selbstfahrende Technik breits kann, zeigt folgendes Video einer ungeschnitten 40‘-Fahrt durch New York.

Regenerativ statt nur nachhaltig

30.9.2022Wirtschaft/Zukunft

Der Nachhaltigkeitsbegriff ist dreidimensional geprägt. Es tönt einfach: Ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichwertig bündeln. Die drei sollen nicht länger gegeneinander ausgespielt, sondern vielmehr als gleichrangig behandelt werden. Inzwischen tendieren viele zur „starken Nachhaltigkeit“: Die Verringerung von Produktion und Konsum (Suffizienz), die bessere Nutzung von Material und Energie (Effizienz) und die naturverträglichere Gestaltung der Stoffkreisläufe durch Wiederverwertung und Müllvermeidung (Konsistenz). In dem Sinn ist das Elektroauto eben nicht wirklich nachhaltig, da es in zunehmendem Mass auf knappe, problematische Ressourcen angewiesen ist und die Folgen schrankenloser Mobilität bei ihm so wenig hinterfragt werden wie zurzeit bei anderen Verkehrsmitteln. Ein guter Überblick über die Nachhaltigkeit gibt der NZZ-Artikel. Da haben wir noch einiges vor uns …

So funktioniert der Trafikpoint

23.9.2022Kommunikation/Technik

Wir erhalten viele Anfrage zur Mobilitätsstation Trafikpoint. Ein neuer Flyer und ein Erklärfilm geben nun ergänzend zur Webseite noch besser Auskunft. Der Erklärfilm entstand an der seit März in Betrieb befindlichen Mobilitätsstation Weinbergli in Luzern. Mit eingeblendet im Film ist ein Blick in die MaaS-App, worüber das E-Bike, das E-Cargobike, der E-Roller und das E-Auto gebucht und genutzt werden können (z.B. öffnen/schliessen der Fahrzeuge). Dank dem Kurzfilm muss man nicht mehr nach Luzern kommen, um sich die Mobilitätsstation anzusehen. Der Kurzfilm entstand übrigens bei Trafiko. Wir lieben es, Mobilitätslösungen verständlich zu erklären.

Einkaufen im Quartier

16.9.2022Technik/Wirtschaft

Das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“ mit weniger Verkehr wird dann Wirklichkeit, wenn wieder mehr Aktivitäten im Quartier stattfinden. Das Quartier hat jedoch meist die kritische Grösse nicht, wo sich Lebensmittelläden lohnen. Daher werden diese oft am Siedlungsrad mit einem grossen Parkplatz und entsprechendem Verkehrsaufkommen erstellt. Seit kurzem gibt es neue Ideen von der Migros Aare (Voi Cube) oder Valora (avec box) mit personallosen Containern. Die Kundschaft hat über eine App selbständig Zugang. Die Läden funktionieren somit wie ein begehbarer Warenautomat: Die Kundschaft kann ihren Einkauf wie gewohnt tätigen und zahlt über eine Self-Checkout-Station, welche man bereits aus den Lebensmittel-Filialen kennt. Die Läden sind rund um die Uhr an 7 Tagen offen, auch an Feiertagen. Damit soll das Bedürfnis nach flexibleren Öffnungszeiten abgedeckt werden und als Ergänzung zu den Öffnungszeiten des Supermarktes dienen. Nichts wie los und das neue System im Marzili Bern, Ostring Bern, in Ittigen, Arlesheim, Seuzach, Dörflingen oder Urrdorf ausprobieren.

Mikromobilität im urbanen Raum, nordisch inspiriert

9.9.2022Technik/Wirtschaft

Mikromobilität erfreut sich wachsender Beliebtheit, insbesondere in den Altersgruppen 16-29 und 30-49 Jahre. Dabei wachsen Abo-Modelle gegenüber von Besitz und Sharing am meisten. 1/3 der Befragten nutzt Mikromobilität in Kombination mit dem öffentlichen Verkehr, was sich besonders in Städten zeigt, welche die Rahmenbedingungen für multimodale Mobilität stärken (z.B. Ausbau Velostreifen, Sharing-Stationen an öV-Haltestellen). Generell unterscheiden sich die Nutzerzahlen je nach Land, sowohl in Bezug auf die Häufigkeit der Nutzung als auch auf das Verkehrsmittel (Grafik Balkendiagramm BCG/HSG im PDF oder im Web-Artikel).
Ein Besuch in Skandinavien hat dies bestätigt. Ähnlich der Schweiz sind hier Bike- und Scooter am beliebtesten, Roller hingegen sieht man nur selten. Bike-Sharing war beispielsweise in Göteborg (SE) sehr präsent im Strassenraum, währenddessen in Aalborg (DK) Scooter meist geshared werden und ein Grossteil der Mobilität mit dem privaten Velo zurückgelegt wird. Was wir von diesen Ländern lernen können, ist die Ordnung im Handling. Klare definierte Abstellflächen, besonders für Scooter, verhindern wildes Abstellen weitestgehend. Das Bild zeigt ein Beispiel aus Oslo (NOR), wo physische Veloständer zusätzlich zu ordentlicher Abstellung beitragen. Das Tram im Hintergrund verweist auf die vielfältigen multimodalen Möglichkeiten, welche in dieser Stadt anzutreffen sind.

Neues Sharing-Monitoring

2.9.2022Kommunikation/Technik

Im Trafikguide gibt es seit gestern ein neues Tool, welches gelistete Mobilitätsdienstleistungen in einem Schweizer Monitoring erstmals systematisch erfasst. Trafiko zeigt mit Unterstützung vom Bundesamt für Energie (BFE) ein Monitoring über 11 Schweizer Mobilitätskategorien. Angezeigt werden alle im Trafikguide erfassten Dienste, wobei im Monitoring jene vertieft dargestellt werden, welche Daten öffentlich zur Verfügung stellen. Auf einen Blick werden die grössten Anbieter mit ihrem Fahrzeugangebot ersichtlich. Spannend ist die Entwicklung, wenn man die Fahrzeuge 2019 mit dem Jahr 2021 vergleicht. Es zeigt sich fast durchwegs, dass die Dienste ausgebaut werden und der Pandemie trotzten. So war im 2019 beispielsweise nur 1 On-Demand Fahrzeuge in der Schweiz unterwegs. Inzwischen stehen bereits 24 digitale On-Demand-Fahrzeuge den Kunden zur Verfügung. Trafiko ist übrigens bei allen 3 Hauptanbietern bei jeweiligen Projekten involviert und freut sich daher über diese Entwicklung. Beim Carsharing fällt auf, dass sich neben Mobility auch 2EM zum grossen Schweizer Player mausert. Wobei die Konkurrenz hier wohl an anderer Stelle lauert: Mit „Auto im Abo“ steht ein weiteres flexibles Angebot bereit, welches im Monitoring aktuell mit Carify vertreten ist. Mobility hat übrigens kürzlich ein direkter Vergleich zwischen diesen Angeboten veröffentlicht (Artikel im Mobility Neo).

Gemeinschaftsprodukt MaaS

26.8.2022Technik

Letzthin diskutierten wir mit einem Auftraggeber den Unterschied zwischen den beiden im Trafikguide genutzten Kategorien „Integrierte Mobilität“ und „Mobility as a Service (MaaS)“. Die erste Kategorie enthält gebündelte Mobilitätsdienstleistungen. Ein Dienstleister bündelt um sein Hauptangebot noch weitere Dienstleistungen, will aber primär sein Produkt nach dessen Geschäftsmodell an die Kundschaft bringen. Anders bei MaaS: Hier steht der Tür-zu-Tür-Dienst in einem Produkt im Fokus (Anbieter setzen zusammen, was vor Ort angeboten wird). Logisch, hier verliert der einzelne Anbieter seine Beziehung zum Kunden, dafür entsteht ein vollständiges multimodales Angebot (durchgängig buchbar). Folgender Film erklärt, was es für MaaS braucht: Erstens ein fairen und transparenten Rahmen für die Zusammenarbeit und zweitens die Bereitschaft der einzelnen Anbieter zur Teilnahme. Wir vermuten, dass technische Hürden inzwischen nicht mehr die grosse Challange sind. Geben wir uns doch organisatorisch einen Ruck, denn die Welt mit MaaS ist wunderbar: Immer das passende Verkehrsmittel am Start, ohne dass einem alles gehören muss oder viel Platz beim Abstellen braucht.

Radwege-Check online

19.8.2022Technik

Der Radwege-Check lässt dich 1’779 Strassenszenen vergleichen, basierend auf 400’000 Bewertungen zu ihrer subjektiven Sicherheit. Das Tool kann in der Analyse oder in der Partizipation eine Hilfe sein, da z.B. eine Verkehrsanlage aus Rad-, Fuss- und Autoperspektive verglichen werden kann. Es ist aus unserer Sicht an der Zeit, dass Strassen auch aus Sicht Radverkehr optimal geplant werden. Wir haben mal die Radverkehrsanlage auf der Zentralstrasse direkt beim Bahnhof Luzern gecheckt. Hier das Resultat. An dieser zentralen Lage mit vielen Radfahrenden ist die subjektive Sicherheit mit 52 % verbesserungswürdig. Würde z.B. nur schon Tempo 30 eingeführt, geht der Wert bereits auf 62%. Viel Spass beim analysieren deiner Strasse. PS: Hier ein anderes cooles Tool für die Bahn: Wie weit kann man in 5h mit dem Zug fahren?

Zug in PLATEFORME 10

12.8.2022Nebenbei

Plateforme 10 ist das neue Kunstquartier in Lausanne mit drei Museen für Kunst, Design und Fotografie. Noch bis am 25.09.2022 haben alle 3 Museen je eine Sonderausstellung zum gemeinsamen Thema TRAIN ZUG TRENO TREN, welches das kollektive Bewusstsein der Schweiz geprägt haben soll. Das oben angefügte Bild aus der Ausstellung zeigt 2 Videoinstallationen, welche auch online verfügbar sind und ein Einblick in die breite Ausstellung geben. Da wäre links im Bild Alain Bublex mit Plug-in City. Im Video kreuzt ein sehr langer Zug 9min 10sec eine Strasse und staut dort den Verkehr. Rechts im Bild von JR die beeindruckenden Installationen Women are Heroes aus Kenya. Die ausgestellte Zug-Sequenz beginnt im sehenswerten Video an der Stelle 8:37. Auch das darf sein: Mobilität für einmal in Kunst verpackt.

Nachhaltiger Verkehr im mova

5.8.2022Technik

800 Pfadigruppen, 30’000 Pfadis aus der Schweiz, 5’000 Rover/Helfer, 25 Mio. Budget, 700 Toiletten, 130 Duschen, … Das sind eindrückliche Zahlen für das zwei Wochen dauernde Bundeslager (BuLa) mit dem Motto mova (hier die Karte mit Zoomöglichkeit bis zum einzelnen Lagerplatz). Zusammen mit den über 10 Tage verteilten 37’000 Besucher:innen ist das BuLa grösser als die Stadt Sion (rund 35’000 Einwohner). Wir durften selber am Besuchstag unserer Kinder erleben, wie die Mobilität vor Ort funktioniert: Über getaktete Slots wurden Teilnehmende und Besucher:innen über zig Strecken per Zug und Bus ins Goms gebracht. Unsere Anreise ab Luzern führte beispielsweise über Airolo und mit dem PostAuto über den Nufenen, die Rückreise per Zug via Andermatt. Im Besuchstag-Beitrag war dabei der öV ab dem Wohnort inkludiert (vor Ort gab es keine Parkplätze, so dass wohl mit dieser Ticketinkludierung der Grossteil der Besucher:innen nachhaltig anreiste). Im BuLa wurden zudem 43’000 Ausflüge-Teilnehmende mit Cars transportiert, so dass am eigenen BuLa-Busterminal Cars stetig kamen und gingen (laufend gingen Gruppen auf einen Ausflug). Das BuLa gibt zudem an, nur 187 Fahrzeuge (LKW und PW, Quelle) im Einsatz zu haben (Modalsplit MIV von 1%, Vergleich Schweiz mit 65%). Auf dem ca. 3km langen Gelände ist daher Fuss- und Veloverkehr das Hauptverkehrsmittel. Schön zu sehen, dass sowas funktionieren kann. Beispiel: Das Essen wird in der temporären 3’400m2 grossen Migros in Geländemitte täglich mit dem Anhänger zu definierten Zeitslots abgeholt (Bild). So waren Velos mit Anhänger und Bullerwagen omnipräsent. Wenn das BuLa auch nur temporär funktionieren muss, so ist es wohl trotzdem ein Vorbild für das vielzitierte Konzept von der „Stadt der kurzen Wege“.

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Trafiko