Campus Reichhold: Werkplatz mit zeitgemässer Mobilität

Mobilitätskonzepte im Wohnungsbau oder bei Dienstleistungsunternehmen haben sich inzwischen etabliert. Anders sieht es bei grossen Werkplätzen für Industrie und Produktion aus. Ein solcher Ort ist der Campus Reichhold in Hausen und Lupfig (Nähe Brugg), der mit seinen 75’000 Quadratmeter zu den grössten unbebauten Industriearealen der Schweiz zählt. Die HIAG als alleinige Eigentümerin möchte die ehemalige Industriebrache zu einem spannenden Arbeitsort für grosse Firmen, traditionelles Gewerbe, Produktionsbetriebe oder Hightech-Unternehmen transformieren. Dabei soll Themen wie Freiräume, Nachhaltigkeit oder Mobilität grosse Beachtung geschenkt werden, was bei Industriearealen nicht selbstverständlich ist. Wie die Mobilität dereinst aussehen könnte, erklärt Christoph Zurflüh von Trafiko in einem kurzen Video:

Vermarktungsstart im 4VIERTEL

Am Montag geht los: Die 192 Wohnungen in der Überbauung 4VIERTEL in Emmenbrücke gehen an den Start. Dies nachdem bereits die Gewerbeflächen vor einigen Monaten lanciert wurden. Die Neubauten gruppieren sich dabei ums bereits bekannte Center mit Kino, Läden und Fitnesseinrichtungen. Das 4VIERTEL ist also eine Kleinstadt mit kurzen Wegen zwischen allen Nutzungen. Es steckt einiges von Trafiko im Projekt: Wir durfte im Auftrag der Credit Suisse die Umsetzung Mobilität passend zu Auflagen aus der Baubewilligung verantworten. Das Resultat sieht man auf der Mobilitäts-Subwebseite einfach verständlich aufbereitet. Die Angebote für künftige Mietende zeigen beispielsweise die Merkblätter (Wohnen/Gewerbe), welche das vielfältige Angebot gut zusammenfassen. So erhalten Wohnungsmietende unter anderem Gutscheine passend zum breiten Angebot von kollektiven und geteilten Verkehrsmitteln am Seetalplatz. Die Mobilitätsstation Trafikpoint mit verschiedensten E-Fahrzeugen (E-Auto, E-Roller, E-Cargobike, E-Bike) kann dabei ab Mitte 2023 vom Gewerbe und Wohnungsmietenden über eine digitale App genutzt werden. Im 4VIERTEL braucht es also nicht zwingend eigene Fahrzeuge, um mobil zu bleiben. Die Zukunft in der Smart City Luzern Nord beginnt!

Mitfahrsystem Ummadum neu in der Schweiz

Es gibt viele Hilfsmittel für Fahrgemeinschaften, aber dennoch bilden sich sehr wenige. Die Vorteile sind für die Fahrerinnen und Fahrer sehr klein. Das Auto büsst an Flexibilität ein und es braucht mehr Zeit sowie Treibstoff. Damit Fahrgemeinschaften gebildet werden, braucht es also mehr als eine Vermittler-Plattform. Dies haben nun verschiedene Anbieterinnen erkannt und spezielle Apps entwickelt, mit denen man gezielt Anreize setzen, sodass sich Fahrgemeinschaften bilden. Diese Apps nutzen Gamification oder finanzielle Anreize, um Fahrerinnen und Mitfahrer zu motivieren. Dank den Fahrgemeinschaften kann der Auslastungsgrad von Autos gesteigert und die ökologische Bilanz verbessert werden. Zudem werden Personen, die nicht Autofahren können, mobiler. Ein Beispiel ist die App Ummadum aus Österreich, die wir bereits seit längerem beobachten und dank LuzernPlus ab sofort auch in der Schweiz einsetzbar ist (siehe Artikel 20 Minuten, Luzerner Rundschau). Bei Ummadum kauft eine Gemeinde oder ein Unternehmen Punkte ein und belohnt Fahrerinnen oder Mitfahrer einer Fahrgemeinschaft. Wahlweise kann auch das Velofahren belohnt werden. Die gesammelten Punkte können in lokalen Geschäften zum Einkauf genutzt werden – im Fall von LuzernPlus beim Coop.

Mit MOBILISK flexibel

Seit 29. April 2022 betreiben die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) den Ridepooling-Testbetrieb MOBILISK mit zwei batteriebetriebene Mercedes-Benz eVitos (einer ist auf dem Foto zu sehen) und einem rollstuhlgängigen Kleinbus. MOBILISK verkehrt testweise für sechs Monate in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag als Ergänzung zum TNW-Nachtnetz. Mit MOBILISK setzt die BVB auf eine fahrplanunabhängige Form der Beförderung in Fahrgemeinschaften und kommt so dem Fahrgastbedürfnis nach mehr individueller Mobilität entgegen. Mit SALÜ ist eine ähnliche Mobilitätslösung in der Region Wil seit 1. März 2022 im Rahmen des Programms Monamo (Modellstadt für nachhaltige Mobilität) in Betrieb. welche das ehemalige Abendtaxi abgelöst hat. Während den Betriebszeiten kann mit den E-Fahrzeugen von einer virtuellen Haltestelle zur nächsten gefahren werden. Das neue On-Demand-Angebot wird auch via App gebucht. Auch in Zürich wurde mit Pikmi vor kurzem ein Testbetrieb abgeschlossen. Gespannt warten wir auf das Fazit im Abschlussbericht zum Projekt im Herbst 2022. PostAuto ist mit seinem On-Demand-Angebot unter dem alten Namen PubliCar bereits im Appenzell, Thusis, Waadt, Delsberg (JU), Blatten (VS), Simplon und Valposchiavo kommerziell aktiv.

Trafiko im Schulunterricht

Die Fünftklässler aus dem Schulhaus Hubelmatt Luzern bereiten sich auf die Veloprüfung vor. In diesem Zusammenhang durfte Trafiko heute eine Doppellektion zur Mobilität gestalten, um die Thematik zu erweitern. Nach einer breiten gemeinsamen Auslegeordnung über 20 verschiedene Verkehrsmittel (jede Schüler:in befasst sich mit einem Verkehrsmittel), wurde in einer Gruppenarbeit die Mobilität eines Areals mit 100 Wohnungen in Gruppen geplant. Spannendes Detail: Bei einer Gruppe kostet die Parkgebühr für Besucher pro Stunde 0.50 Fr. bei der Anderen fünf Franken (Übrigens: Bei keiner Gruppe war es gratis, obwohl die Gebühr frei zu gestalten war. Offenbar verstehen Kids bereits, dass Mobilität nicht gratis ist). Auch die Parkierung von Velo, Spezialfahrzeuge, Roller, Motorrad, Auto usw. schätzten die kleinen Arealentwickler und platzieren Sharing- und öV-Stationen. Diskutiert wurde dann u.a. im Plenum, welches Areal welchen Verkehr generiert. Highlight war am Schluss das Verkehrsspiel auf dem Pausenplatz und die Fahrt im Sharing-Cargobike durchs Schulhausareal. Wenn du als Mobilitätsexperte das nun liest, dereinst auch für eine Schulstunde aufgeboten wirst, findest du hier direkt die Vorbereitungsunterlagen, damit du von unseren Vorarbeiten profitieren kannst (Word / Präsentation). Wir brauchen viele gute Mobilitätsplaner in der Zukunft.

Multimodale Minderheit

Gemäss dem Mobilitätsatlas 2019 der Heinrich-Böll-Stiftung benutzen fast zwei Drittel der Deutschen im Alltag immer das gleiche Verkehrsmittel, ein Drittel sind „multimodale“ Typen. Wirklich multimodal und damit immer mit dem geeignetsten Verkehrsmittel sind nur gerade 4% unterwegs. Erschreckend auch, wie man offenbar mit 30 Jahren auf Verkehrsmittel eingeschossen ist. Bis zum Lebensende scheint die Haltung zur Mobilität gemacht zu sein. Daran und an der Multimodalität sollten wir arbeiten.

Referat an der VöV-Bustagung

Die Kommission Technik und Betrieb Bus (KTBB) des Verbandes öffentlicher Verkehr VöV traf sich nach 4 Jahren vom 17.-18.5. in Fribourg zum Branchenaustausch. Motto der Tagung: «BUS 22: Emissionsfrei, digitalisiert, effizient». Wie schnell die Entwicklung in der Dekarbonisierung voranschreitet, zeigte die Ausstellung mit rund 25 Bussen mit umweltfreundlichen Antrieben. Vor 4 Jahren waren unter den zig Dieselfahrzeugen genau 2 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Dementsprechend drehten sich auch die Tagungsthemen rund um dieses Thema: Ausrüstung von Depots mit Ladetechnik, Brandbekämpfung bei E-Bussen oder Ladestationen im öffentlichen Raum. Es fehlten aber auch nicht klassische Themen wie der Konkurrenzkampf um Verkehrsflächen zwischen Verkehrsmitteln. Trafiko leistete vor dem Plenum ein Keynote-Inputreferat im Block „Rahmenbedingungen und Umwelt“ zum Thema Mobility-as-a-Service und zeigte den Stand und die Perspektiven bei der digitalen Herausforderung. Fazit von uns: Die Technik und Dienstleistungen sind grundsätzlich auch hier bereit. Daher nicht warten, sondern nun starten und mit der Entwicklung mitwachsen. Unsere und alle andern Präsentation inkl. Videos hat der VöV online aufgeschaltet. Hier zum Medienbericht des Tagesanzeiger.

Merkblatt Mobilitätskonzept

Das Zürcher Merkblatt Mobilitätskonzept vom Feb. 2021 in Kürze: „Die angestrebte bauliche Verdichtung in der Siedlungsentwicklung bringt zusätzlichen Verkehr und auch die verkehrsbedingten Umweltbelastungen bleiben eine Herausforderung. Die Mobilitätsnachfrage wird bedeutend steigen, und die heute spürbaren Überlastsituationen im öffentlichen Verkehr und auf den Strassen akzentuieren sich bis 2030 weiter. lm Zuge einer Arealentwicklung oder auch eines einzelnen grösseren Bauvorhabens ist es oft zweckmässig, ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Es bildet eine Arbeitshilfe zu lnhalten (Zielsetzungen, Massnahmen, etc.) und zur Umsetzung von Mobilitätskonzepten.“ Die gängigsten Massnahmen zeigt dabei die Tabelle auf Seite 8 sehr übersichtlich. Ein tolles Arbeitsinstrument. Wichtig bleibt: Mobilitätsmanagement lebt von umgesetzten Massnahmen!

öV-Schülerticket reduziert Elterntaxi

Etwa die Hälfte der Schüler:innen oder aktuell 410’000 Jungen und Mädchen in Hessen nutzen das Schülerticket für den öV. Dieses wurde 2017 vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen für 1 Euro pro Tag lanciert. Ein Nebeneffekt wurde vor wenigen Tagen kommuniziert und fand den Weg in die Medien: Die Zahl der Kinder, die per Auto zur Schule gebracht werden, habe sich seit Einführung des Tickets deutlich reduziert. Rund 18 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer des Schülertickets gaben laut einer Studie an, seltener mit dem Auto zum Unterricht gebracht oder von dort abgeholt zu werden. Die Untersuchung basiert auf Vertriebsdaten und Befragungen, die während der dreijährigen Einführungsphase des Tickets von 2017 bis 2019 erhoben wurden. Wir meinen, eine nachahmenswerte Idee!

Elektrisch zurückgelegte km

Noch ist die Positionierung geklärt: Der öV führt die Rangliste der elektrisch zurückgelegten Kilometer an. Doch dieser USP dürfte schwinden, wenn man die Entwicklung aktueller Kennzahlen alternativer Antriebe von Neuwagen betrachtet. Dereinst verbleiben wird beim öV die Flächeneffizienz dieses kollektiven Verkehrsmittels. Denn wenn Autos vermehrt noch geteilt werden, dürfte diese Ressource vermehrt auch in Bewegung bleiben (und nicht wie heute grossmehrheitlich ungenutzt Parkraum belegen).

Trafiko