Phänomen induzierter Verkehr

Strassenausbauprojekte bringen meist nicht das, was man sich erhofft. Im Video das Beispiel des Katy Freeway in Amerika: Nach dem Erweiterungsprojekt 2008 mit Investitionsvolumen in Milliardenhöhe ist die Autobahn an ihrer breitesten Stelle kurz vor einer Schlüsselkreuzung über 26 Fahrspuren stark – und es gibt wieder Stau. Das Problem ist die induzierten Nachfrage, welche seit den 1960er bekannt ist. Mehr Strassen zieht mehr Verkehr an, weil das Verkehrssystem wieder leistungsfähiger ist. Viele Nutzende wählen wieder das Auto oder nehmen einen längeren Pendlerweg in Kauf.

Verkehr: Sorgenkind des Klimaschutz

Die Ziele sind gesetzt: Der europäische Green Deal soll den Kontinent bis 2050 klimaneutral machen. Gleichzeitig ist er auch als Modernisierungsprogramm für die Wirtschaft angelegt. Problem: Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, in erster Linie Öl, ist bis heute ungebrochen. Christian Hochfeld benennt die Lösung in 2 Wörtern so: „Verkehrssektor modernisieren“. Konkret bedeutet das für ihn Elektrifizierung und Verlagerung. Das kommt nicht von selbst. Zum ersten Thema brauchts Verschärfung der CO2-Flottengrenzwerte der EU, Umwandlung der Motorfahrzeugsteuer zu einem CO2-orientierten Bonus-Malus-System, Reform der Dienstwagenregelung, konsequente CO2-Bepreisung auf Kraftstoffe, Abschaffung des Dieselprivilegs, … Das alleine reicht aber nicht. Es braucht auch die Mobilitätswende. Sprich: Verlagerung des Verkehrs, Änderung von Routinen, Verdopplung des öffentlichen Verkehrs. Stärkung Fuss- und Radverkehr, neue Dienste wie die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen, …. Beim letzten Punkt gibts noch einiges zu tun, wie dieser Artikel zeigt. Wir halten wohl zu stark an vermeidlich Bewährtem fest. Eine Aussage von Hochfeld nehmen wir uns besonders zu Herzen: „Nur Geschäftsmodelle, die sich an den Klimazielen von Paris orientieren, werden in Zukunft wettbewerbsfähig sein“.

Digitale Kupplung im Güterverkehr

Konnektivität ist nicht nur in der digitalen Welt der Schlüssel, sondern beispielsweise auch innerhalb des Bahngütersystems: Mit der Digitalen Automatischen Kupplung DAK bahnt sich eine Revolution im europäischen Schienengüterverkehr an: Wie die Rail Cargo Group schreibt, soll DAK bis 2030 Güterbahnwagen automatisch kuppeln, dabei durchgängig Strom am Wagen sicherstellen. Dies ermöglicht den Güterwaggon zukünftig untereinander und mit dem Triebfahrzeug zu kommunizieren. Ziel ist die komplette Automatisierung des Zugbildungsprozesses und damit eine grosse Effizienzsteigerung. Offenbar ist das Thema Kupplung ein altes Anliegen und schwierig zu innovieren. Die heutigen Kupplungen funktionieren untereinander optimal und sind billig, so dass alle Länder und Unternehmen am System Güterbahn beteiligt sein können. Nachteil: Personal- und zeitintensiv. Wer mit neuen Lösungen ausschert, wird rasch zur Insel, wo Konnektivitätsprobleme beginnen. Vermutlich führt aber kein Weg daran vorbei. Hack zum Mitnehmen: Auf die Verbindungen kommts an.

Anreize für nachhaltigen Pendlerweg

Für einen Auftraggeber darf Trafiko ummadum testen. Diese Plattform kombiniert eine Mitfahrbörse, Bike- und Fusswege mit einem Punktesystem, das nachhaltige Pendlerwege belohnt. Egal ob als Fahrer*in, Mitfahrer*in oder mit dem Langsamverkehr unterwegs, jede Fahrt wird mit ummadum-Punkten belohnt, mit welche in lokalen Geschäften eingekauft werden kann. Dadurch wird Verkehr reduziert, die Umwelt geschont und der regionale Handel unterstützt. Wir hoffen auf den baldigen ersten Einsatz in der Zentralschweiz.

Digitales Arbeiten

Remote Work ist in der aktuellen Pandemie Pflicht, hilft aber auch künftig bei der Verkehrsreduktion („Alleine der reduzierte Auto-Anteil macht rechnerisch 700.000 Pkw überflüssig“, wie eine Studie in Deutschland vorrechnet). Doch auch diese Arbeitsform muss gelernt sein. Wolfgang Jenewein plädiert, nach ersten Versuchen nun von der Effizienz zur Effektivität zu kommen. Es gilt, digital auch zu gestalten, nicht einfach nur zu verwalten. Nützliche Praxistipps für Video-Calls findet ihr im Video oder im HSLU-Interview.

Zusammenhänge verstehen

Alles rund um die moderne Verkehrsplanung ist in diesem Interview drin: Was ist beim Auto zu optimieren? Was muss beim Velo, öV und dem Fussverkehr verbessert werden? Überdies werden durch die Digitalisierung zunehmend alle Verkehrsmittel vernetzt. Nicht vergessen wird das Thema Citylogistik und die nötige Verhaltensänderung von uns allen. Damit wären doch die groben Züge geklärt. Gehen wir nun an die Umsetzung oder diskutieren wir weiter?

Mobilitätsdrehscheiben

In urbanen Gebieten werden öffentlich zugängliche Fahrzeuge vermehrt an Mobilitätshubs gebündelt, wie easymobil im Kurzfilm erklärt. Will man einen solchen Hub exklusiv fürs Areal oder Unternehmen (closed group), ist der Trafikpoint ein Lösungsansatz. Er funktioniert in der Stadt genauso wie auf der Landschaft, da die Anzahl Fahrzeuge aufs Areal abgestimmt werden. Beide Ansätze – privat und öffentlich –  ermöglichen eine effizientere Mobilität, da das jeweils passende Verkehrsmittel genutzt wird. In Wien werden übrigens privat und öffentliche Angebote bereits verknüpft, wie das Beispiel Mopoint/Wienerlinien zeigt. Welche Stadt oder welcher Verkehrsbetrieb in der Schweiz wird hier als erstes dieser Idee folgen?

Kleine Wege. Grosse Erlebnisse.

Das Projekt Katzensprung ist im Jahr 2017 in Deutschland lanciert worden, um die zahlreichen Angebote im nachhaltigen und klimaschonenden Tourismus bekannter zu machen. Dies ist wichtig, da der Tourismusbranche eine grosse Bedeutung beim Erreichen der Klimaschutzziele zukommt. Auf der Projektwebseite sind neben Fachinformationen auch viele nahe Ausflugs- und Ferienziele gesammelt. Wow: So viel Cooles ist nur ein Katzensprung entfernt. Schön, dass vermehrt das Nahe erkannt und auch beworben wird. Die Deutsche Bahn machte das kürzlich hoch individualisiert und mit modernster digitaler Technik, wie ein früher Blogbeitrag beschreibt. Auch wir meinen: Nicht Wege/Personenkilometer maximieren, sondern die Erlebnisse.

Rare urbane Flächen

Unterschiedlicher Flächenverbrauch ist immer mal wieder Thema. Hier für einmal nicht nur ruhend, sondern pro Verkehrsmittel und Person in Bewegung. Spannend ist die Diskussion zur Berechnung der veröffentlichten Formel: Die einen sagen, der Vergleich hinke, weil ein Auto 95% der Zeit herumstehe, der öV immer in Betrieb sei. Der andere meint, dass die Belastung zu Hauptverkehrszeiten entscheidend sind, nicht der Tageswert. Wieder andere finden, es ist so viel Verkehr möglich, bis die zur Verfügung stehende Kapazität aufgebraucht ist. Sinnvoller wäre daher, der Flächenverbrauch für bestehende Strassen zu errechnen und zu verteilen usw. Fazit: Auch in der Fachwelt gibt es nicht eine Meinung.

Ziele 2021 gefasst?

Es gilt Ressourcen zu schonen (Sharing machts möglich), Emissionen zum minimieren (E-Mobilität lässt grüssen) und Fahrten effizient zu planen (Wahl des jeweils passenden Verkehrsmittels über eine einzige App). Das alles ist jetzt möglich, wenn du auf deinem Areal ein Trafikpoint initiiert.

Trafiko