Stiftung investiert Millionen für neue Mobilitätskultur

Die Albert Koechlin Stiftung engagiert sich bei der Mobilitätswende und startet ein namhaft dotiertes, langfristiges Projekt mit dem Titel «Clever unterwegs – Neue Mobilitätskultur Innerschweiz“. Trafiko ist bei der Erarbeitung des Gesamtprojekts und bei einzelnen Pilotprojekten beteiligt. In den nächsten sieben Jahren sollen bis zu 14 Millionen Franken in die fünf Programme «Mobilität Unternehmen», «Mobilität Areale / Quartiere», «Förderung Veloverkehr», «Förderung Fussverkehr» und «Reallabor Mobilität» fliessen. Die Programme werden Anreize schaffen für die Erprobung und Einführung dauerhafter, neuer Mobilitätslösungen. Wir sind stolz, im Rahmen dieses einzigartigen Projekts einen Beitrag zur Mobilitätswende in der Innerschweiz leisten zu dürfen.

öV-Auslastungsprognose

Fahrgäste des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) können sich neu bereits vor Fahrtantritt bei Bus, U-Bahn und S-Bahn über das geschätzte Fahrgastaufkommen in den Verkehrsmitteln entlang ihrer Route auf einer Plattform informieren. Die prognostizierte Fahrzeugbelegung wird als Piktogramm in der Verbindungsauskunft auf der mobilen Website (m.rmv.de) angezeigt. Ist das zu erwartende Fahrgastaufkommen auf der gewünschten Verbindung hoch, werden gar alternative Routen mit geringerem Aufkommen vorgeschlagen. Die nicht personenbezogenen Daten stammen laut RMV aus täglich über zwei Millionen Verbindungsabfragen, dem Handy-Ticketverkauf sowie vom automatischen Fahrgastzählsystem, mit dem derzeit in Frankfurt 56 U- und Straßenbahnen sowie 59 Busse ausgestattet sind. Laut RMV berücksichtigt der selbstlernende Algorithmus auch externe Umstände, wie Baustellen und Termine von Großveranstaltungen. Mittelfristig will der Verkehrsverbund weitere Datenquellen, etwa zu Störungen und Ausfällen, in die Prognose integrieren. Cool, damit wird das bestehende öV-System noch effizienter.

Mobilitätsmanagement

Wohl nur ein Künstler würde Mobilitätsmanagement so verstehen, wie es das Bild zeigt. Damit ändert sich natürlich gar nichts. Es werden weder Parkplätze frei, noch Fahrten reduziert oder Alternativen gefördert. Mobilitätsmanagement sind verkehrsmittelübergreifende Strategien, Handlungskonzepte und vor allem konkrete Massnahmen, die auf einen effizienten, sozial- und umweltverträglichen Verkehr abzielen und auf Information, Kommunikation, Organisation und Koordination basieren. Trafiko ist auch Teil des Netzwerkes Mobilservice, welches Verbesserung der Mobilität über Mobilitätsmanagement im Auftrag von Firmen angeht. Wann steigst du in die Thematik ein? Wir helfen gerne mit.

PS: Der Hebel für Veränderungen ist gross. Wie die ETH / Uni Basel mit MOBIS laufend dokumentiert, zeigen die letzten Monate mit Covid19, was für Spielraum möglich ist. Leider ist dieser weitgehend wieder aufgebraucht: Das Auto ist wieder auf Vorkrisenniveau und steigt noch immer. Während das Velo in der Veränderung obenaus schwingt, ist der öV noch immer 30% unter dem Wert vor Covid19, wobei hier die Massnahme Home-Office sicherlich wirkt, welche Verkehr stark vermeidet und damit gewünscht ist.

H2-Lkw unterwegs

Keine Zukunft mehr: Die Brennstoffzellen-Lkws «Xcient» kommen schrittweise in der Schweiz an. Bis 2025 werden die Kunden von Hyundai Hydrogen Mobility insgesamt 1600 Brennstoffzellen in Betrieb nehmen (im Mai 2021 sind es 46, im Oktober folgen weiter 140). Ein grosser Teil davon wird über die Mitglieder des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz eingesetzt, welche damit CO2-frei unterwegs sein werden (der Kraftstoff Wasserstoff wird laut Förderverein ohne Atomstrom erzeugt). Die Ablieferung und Wartung macht die Auto AG Truck in Rothenburg. Der 2018 gegründete Förderverein setzt sich aus namhaften Tankstellenbetreibern, Transport- und Logistikunternehmen zusammen, die sich für den Aufbau der Wasserstoffmobilität in der Schweiz und insbesondere für den raschen Ausbau der Tankstelleninfrastruktur engagieren. Schöner Nebeneffekte: Die LSVA fällt beim H2-Lkw weg. Die Transportbranche ist aber nicht nur bezüglich Antriebstechnik in Bewegung: Neue Lang-Lkw können noch mehr Güter pro Fahrzeug transportieren. Sie sind damit genau so lang, wie die Doppelgelenktrolleybusse (RBus) in Luzern.

Vernetzte Landmaschinen

Wir vernetzen Strassenverkehrsfahrzeuge am Trafikpoint und stellen fest, dass auch andere Branchen ganz ähnlich Fahrzeuge vernetzen, um effizienter zu arbeiten. Seit diesem Monat besteht die Möglichkeit, Daten der Feldarbeit von allen Maschinendisplays der gängigsten Hersteller in das «John Deere Operations Center» zu übertragen. Damit unterstützt das amerikanische Unternehmen vor allem jene Betriebe, die mit gemischten Maschinenflotten arbeiten.

Quartierbusse

Mit dem Hamburg-Takt sollen alle Einwohnenden der Stadt innerhalb von 5 Minuten Zugang zu einem öffentlichen Verkehrsangebot haben. Um rasch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, steht nicht mehr nur die rein betriebswirtschaftliche Sicht im Vordergrund. Wichtiger Bestandteil ist u.a. eine bessere Quartieranbindung mit rund 600 neue Haltestellen. Mit kleineren eBussen (8.3m lang, 22 Sitz- und 26 Stehplätze) will die HOCHBAHN neue Gebiete erschliessen und direkt an Hauptlinien anbinden. Neben vielen weiteren neuen Linien braucht es in Randgebieten zusätzlich flexible Angebote (Total 550 Busse „on top“ zum heutigen Fahrzeugpark). Weitere Bausteine sind die vernetzte Mobilität, erweitert um Mobilitätsangebote wie Car- und Bike-Sharing oder Ride-Pooling. Auch in Zürich wird letztgenanntes – also der Bedarfsverkehr im ÖV – getestet. Wir schauen sehr gespannt, wie sich das On-demand Projekt FlexNetz entwickelt. Vielleicht sind solche Konzepte dereinst der moderne Quartierbus mit Fahrt von Tür-zu-Tür in der Region, ergänzend zum Linienverkehr über Mobulitätshubs in der Agglomeration.

Trafiko E-Roller ist unterwegs

„In der Coronakrise steigen besonders viele Menschen ins Auto, dabei wären elektrische Motorroller das Verkehrsmittel der Stunde. Sie sind leise und umweltfreundlich“, schreibt der Spiegel. Sie brauchen beim Fahren und Parken nur einen Bruchteil des Platzes und der Energie eines Autos, könnten also im Pendlerverkehr gute Dienste leisten, wo der öV nicht optimal ausgebaut ist. Trotz der vielen Vorteile steht der echte Durchbruch allerdings noch aus. Die grosse Frage bleibt, ob der E-Roller ein Ganzjahresfahrzeug wird (Lichtblick: Das Fahrrad ist bereits auf dem Weg dazu). An den Betriebskosten des E-Rollers kann es nicht liegen: 100km Fahrt kosten gerade mal 1.50.- an Strom. Auch die Wartungskosten sind um bis zu zwei Drittel unter denen eines Benzin-Rollers. Wir schauen voraus und bieten E-Roller an unserem Trafikpoint zusammen mit anderen Verkehrsmitteln an.

Klima schützen

Der renommierte ETH-Professor Reto Knutti twitterte die Grafik oben mit der Aussage „Der Klimawandel ist offensichtlich. Unsere Unfähigkeit darauf zu reagieren auch.“ Ein Retweeter meinte, man soll doch ein paar tausend Jahre berücksichtigen und nicht das aktuelle Problem überbewerten. Promt regierte Knutti und twitterte die Grafik seit Beginn der Zeitrechnung im Jahr 0. Trocken schreibt er, dass diese Grafik „nicht weniger eindrücklich ist, im Gegenteil“. Tja, unsere Generation hat hier definitiv ein Problem geschaffen und nun eine grosse Pendenz zu bewältigen.

Smart City mit Fokus Mensch

Bereits im Blogbeitrag im Oktober 2016 war Jan Gehl bei uns Thema. Sein Dokumentarfilm «The Human Scale» zeigt eindrücklich, wie man Städte weiterentwickeln muss, damit Menschen wieder im Mittelpunkt stehen und sich wohl fühlen. Nun ist er uns mit dem Interview im brand eins wieder über den Weg gelaufen. Wir pflichten ihm bei, dass wir die Menschen an sich wieder in Bewegung setzen müssen. Sein Gradmesser für gute Städte ist offenbar, wie viele Kinder und alte Menschen sich auf den Strassen und Plätzen aufhalten (es sind gemäss seinen Aussagen eben nicht die spektakulären Architekturentwürfe oder die leistungsfähigen Verkehrssysteme). Auch seine Empfehlung teilen wir vollends: Keine einzelnen brutalen Handstreiche beim anstehenden Umbau der Städte. Die Ziele sind eher in vielen Trippelschritten zu erreichen. «Denn auf diese Weise ist der Umbau zwar stets spürbar, aber nie schmerzhaft», wie das Erfolgsgeheimnis in Kopenhagen lautet.

Trafiko