Mit zenGo von Tür-zu-Tür

In der französischen Schweiz gehts vorwärts: Ein öV-Verbund-Abo ist mit weiteren Verkehrsmitteln auf einer digitalen Plattform unter Nutzung des SwissPass bei 300 Kunden in Genf und Lausanne im Test. zenGo soll zudem bald auf alle Kunden ausgerollt werden. Mit zenGo-Jetons können neben dem öV auch Auto, Taxi oder Velos gebucht werden. Ein ähnliches Angebot ist das nationale Angebot SBB Green Class, welches neben einem GA auch ein persönliches Elektroauto (inklusive Versicherungen und Services) zur Verfügung stellt. Ergänzend sind im noch nicht digitalen Mobilitäts-Abo ein Parkplatz am Bahnhof, Car- und Bikesharing sowie weitere Mobilitätsleistungen inkludiert. Langsam fliessen die Dienste in neuen Angeboten zusammen und ermöglichen eine nachhaltige Tür-zu-Tür-Mobilität. Wir fragen uns, wann das weit verbreitete Halbtax mit weiteren Mobilitätsdiensten angereichert wird?

Mobilitätsmanagement

Mobilitätsmanagement wird im Podcast zusammengefasst so erklärt: Design von cleverer Mobilität für Firmenangestellte (ganzer Podcast von 8 Minuten). Wir selber durften noch beim Verkehrsverbund Luzern zusammen mit Partnern ein solches Konzept mit Hirslanden erarbeiten (Konzept, 11 Juli 2016). Kürzlich hat die Luzerner Zeitung diesbezüglich Ergebnisse publiziert. Fazit: Schön, werden immer mehr solche Beispiele breit veröffentlicht. Das animiert zum Nachahmen. Zudem lässt sich das Resultat sehen: Im Podcast wird von durchschnittlich 20% Umsteigerquote vom MIV zum öV/Langsamverkehr gesprochen (notabene freiwillig, weil die Alternativen verbessert wurden), Hirslanden hat innerhalb 4 Jahre bereits 26% erreicht (dies zu jährlichen Kosten von 350’000.-). Im Mobilitätsmanagement liegt also noch riesiges Potenzial, was viele Strassen-Grossprojekte zu viel höheren Kosten nur schwer leisten. Zudem ist cleveres Mobilitätsmanagement gar kurzfristig umsetzbar, sofern man – wie bei Hirslanden – auf ein hochmotiviertes Team trifft. Weiter so: Wir sind gespannt, was noch drin liegt …

Change

Veränderungen sind im Gange. Beispiel mit Auswirkung auf die Mobilität gefällig: Ikea plant eine City-Filiale in Wien nach neuem Konzept ohne Parkgarage und Selbstbedienungshalle (Baustart 2019, Aussenlager resp. Logistikzentrum bereits in Ausführung). Neu können Besuchende wegen der zentralen Lage einfach mit öV/Langsamverkehr anreisen (sie müssen nicht mehr mit dem Auto in die Industriegebiete der Agglomerationen fahren). Spannend ist die damit verbundene Änderung der Logistik: Damit Wohnzimmercouch, Küche und Schränke trotzdem zu Hause landen, wird in 12 km Entfernung ein Logistikzentrum erstellt. Von dort werden die Waren nach Hause geliefert (dort werden aber auch die zunehmenden Online-Einkäufe direkt dem Versand übergeben). IKEA wäre aber nicht IKEA, wenn man beim Logistikzentrum nicht auch nach dem Einkauf an einem Pick-up-Point vorfahren könnte. Wir sind trotzdem gespannt, ob das der Anfang eines grösseren Change-Prozesses ist …

City- und Cargobike

Vorwiegend braucht man in Agglomerationen ein Citybike, für Transporte jedoch ein Cargobike. Dieses Velo verspricht, beides zu leisten:

Vietnam „grabt“ sich die Strassen zurück

In Sachen Verkehr dominieren in Vietnam tausende Roller die Strassen. Dennoch konnten wir bei unserem Besuch zwei äusserst zeitgemässe Phänomene beobachten. Erstens: Die Rückeroberung der Strassen findet auch in Vietnam statt. Von Freitag bis Sonntag wird die Altstadt von Hanoi vom motorisierten Individualverkehr befreit. Die Polizei zieht mit einem Lautsprecherwagen durch die Strassen und zwingt die Bevölkerung jeden Roller und jedes Auto wegzustellen. Danach verwandeln sich die Strassen in eine riesige Flanierzone.
Das zweite Phänomen in Sachen Mobilität ist „Grab„. An jeder Strassenecke, auf jedem Marktplatz und auf jedem Kreisel können Personen in einer auffällig grünen Kleidung beobachtet werden, die auf Kundschaft warten. „Grab“ ist eine Sharing-Plattform mit App zur Vermittlung von Fahrten. Am populärsten ist das Vermitteln von Mitfahrgelegenheiten auf einem Roller („GrabBike“). Das ist aber längst nicht alles: Mit „Grab“ werden Warentransporte oder Bestellungen von Essen organisiert – natürlich mit dem Roller. Das Unternehmen aus Singapur ist nach der Übernahme des Südostasien-Geschäfts von Uber die Nummer 1 dieser Region.

Vernetzte Screens

Citybike in Wien ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Bereits an 121 Stationen können Fahrräder ausgeborgt werden. Jetzt werden diese mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vernetzt (Medienmitteilung). Via Infoscreen in Trams und Bussen werden die Fahrgäste der Wiener Linien vor jeder Haltestelle automatisch über die aktuelle Verfügbarkeit von Citybikes informiert (dies ergänzend zu den bisherigen Umsteigemöglichkeiten unter öV-Linien). Die Screens greifen dabei auf den Server von Citybike zu, fragen die Zahl der Fahrräder an der nächsten Station ab und zeigen seit letztem September flächendeckend die Verfügbarkeit von Rädern an. Ein sehr schönes Beispiel, wie zunehmend verkehrsmittelübergreifend gedacht wird und die Smart City Form annimmt. Die Technik dazu ist bereits seit einiger Zeit vorhanden.

Mikro-öV

Dieses österreichische System bringt Mobilität dahin, wo sie benötigt wird – bedarfs- und nachfrageorientiert, zudem als Erweiterung zum bestehenden öffentlichen Verkehr. ISTmobil funktioniert ähnlich wie Sammeltaxis. Eine digitale Plattform bündelt dabei Fahrtenwünsche, verteilt sie auf zur Verfügung stehende Fahrzeuge (beispielsweise von teilnehmenden Verkehrsunternehmen, Taxis, Schulbusunternehmen, Tixis usw). Das System eignet sich vor allem dort, wo klassischer öV nicht mehr effizient betrieben werden kann. Super, dass es solche Alternativen gibt. Setzten wir sie doch auch in der Schweiz an den richtigen Stellen ein.

Bike-Sharing in der Schweiz

Schweizweit sind derzeit zahlreiche Bike Sharing – Systeme in Betrieb. Ein richtiges Produkt gibts dabei wohl nicht. Vielmehr macht eine kombinierte Lösung aus Stationen und dem sogenannten Free-Floating am meisten Sinn. Private Anbieter muss die öffentliche Hand dabei meist unterstützen, zumindest mit dem zur Verfügung stellen von Abstellflächen oder der Übernahme von administrativen Aufgaben. Restliche Investitionen kommen von Sponsoren und natürlich von den Nutzenden. Die Stadt Zug sucht zurzeit aktiv nach Anbietern, lanciert darüber hinaus gar eigene Pilotprojekte basierend auf neuster Blockchain-Technik. Anderes in Winterthur: Dort hat man 2012 die ersten Bike-Sharing-Versuche gemacht. Nach drei Jahren hob die Stadt den schwunglosen Versuch einer Teststation am Hauptbahnhof mit sechs Velos und zwei E-Bikes wieder auf. Ein Netz muss jedoch eine gewisse Dichte haben, damit genug Fahrten gebucht werden können. Konkret: Alle 400 Meter ist eine Station sinnvoll. Umgemünzt auf Winterthur hiesse das rund 40 bis 50 Stationen, von Töss bis Neuhegi, und damit eine Flotte von etwa 500 Velos. Ob hier eigenwirtschaftlich nächstens ein Anbieter kommt, wird die Zukunft weisen.

Revolution!

Der aktuelle Lösungsansatz verursacht zunehmend lokale und vor allem globale Probleme. Wir glauben auch, dass vielerorts grundsätzliche Änderungen anstehen. Folgende Idee wäre ein Ansatz. Sie hat aber u.a. auch grössere Auswirkungen auf die Mobilität. Was meinst du dazu? Es lohnt sich, die 1.5h ins Referat und die Zuhörer-Fragen zu investieren (Untertitel auf deutsch: Klicke unten auf dem Videobildschirm auf das Symbol „Einstellungen“):

Uber eats – in der Schweiz angekommen

Nächster Dienst für die Schweiz: Uber eats. Die weltweit bekannte on-demand App für Essenslieferungen ist seit 29. Nov. in Genf präsent. Über die App kann bei rund 100 lokalen Restaurants Essen für zuhause oder direkt ans Grillfest bestellt werden (Liefergebühr 4.90 CHF). Dieses wird durch unabhängige Lieferpartner mit Velos und Motorrollern ausgeliefert, welche sich eigenständig und individuell auf der Plattform entsprechende Lieferaufträge schnappen. Während die Restaurants ihr Geschäftsfeld erweitern, damit unkomplizierte Teilzeit-Boten-Jobs entstehen, protestieren die Gewerkschaften (Zeitung / Fernsehen): Uber soll Arbeitgeber sein, nicht einfach Plattform. Wie die Regulierung auch immer ausgeht, der Dienst scheint anzukommen: Weltweit setzen bereits 160’000 Restaurants in 350 Städten auf Uber eats. Wir finden es spannend, wie die Digitalisierung neue Logistik-Konzepte hervorbringt. Offenbar werden sie von Kunden akzeptiert.

Trafiko