Neu: Mobilitätsbudgets in Belgien

Dank einem neuen Gesetz erhalten Mitarbeitende in Belgien, die seit drei Jahren einen Dienstwagen haben, stattdessen ein jährliches Mobilitätsbudget. Die Verfügbarkeit von kostenlosen Parkplätzen für Mitarbeitende und Steuervergünstigungen für Firmenwagen hat in Brüssel und anderen Städten des Landes den Verkehr auf hohem Niveau stagnieren lassen. Der neue Anreiz entspricht dabei den Kosten des Firmenfahrzeugs des Mitarbeitenden und kann für die Zahlung eines öV-Abonnements, von Taxikosten, eines Fahrrads, von geteilten Autodiensten (Ridesharing) oder zur Nutzung von Firmenbussen verwendet werden. Es kann sogar für Wohnkosten eingelöst werden, wenn der Arbeitnehmende näher an seinen Arbeitsplatz zügelt und in der Folge sein Firmenfahrzeug verzichtet. Ein verbleibender Restbetrag wird in bar ausbezahlt – abzüglich der Sozialversicherung. Dies garantiert ein sorgfältiger Umgang, da fortan jeder für sich selber optimiert, dabei wohl kaum einseitig in unnütze Mobilität investiert. Das finden wir eine gelungene Massnahme!

Strassen ausbauen?

Sind staufreie Städte machbar? Stau ist ein Knappheitsphänomen. Das heisst, wenn etwas schlechter funktioniert, dann weichen die Leute aus – im Fall des Verkehrs beispielsweise auf das Home-Office oder auf den Zug. Baut man die Strassenkapazitäten im grösseren Stil aus, nimmt der Individualverkehr wieder zu, wie im NZZ-Artikel nach zu lesen ist. Daher kommen Wissenschaftler dazu, dass man den Verkehrsfluss kontrollieren und steuern muss. So kann der Stau beispielsweise bewusst dorthin verschoben werden, wo er andere Verkehrsmittel – wie beispielsweise den öV – nicht stört. Andere Ideen sind mit einer Maut den Autoverkehr zu besteuern (und damit mittels finanziellen Möglichkeiten zu begrenzen) oder am Parkplatzangebot am Zielort anzusetzen. Am Besten ist natürlich, vorauseilend bereits bei der Entwicklung von Quartieren an den Verkehr zu denken (Stichwort „autoarmes Wohnen“). Neue Mobilitätsansätze wie Ridesharing könnten auch einen Beitrag leisten, so dass man vermehrt gemeinsam ein Fahrzeug nutzt. Solche Systeme müssen mit dem heutigen öV aber gut abgestimmt sein, damit die gewünschte Wirkung erreicht wird. Es gibt also einiges zu tun, packen wirs an …

Ridesharing im öV-Verbund integriert

Das „ioki Hamburg“-Shuttle ist ein neues öffentliches Verkehrsmittel im Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Ridesharing kommt ohne festen Fahrplan oder Linien aus, wird von Montag bis Sonntag rund um die Uhr betreiben und ist vollständig in den HVV-Tarif integriert. Die Mitfahrt ist mit allen HVV-Fahrkarten möglich, so dass den Nutzern keine Mehrkosten entstehen. Im Bediengebiet wird der bestehende öV damit sinnvoll ergänzt. Wir finden: So könnte die Welt von morgen aussehen.

Der Bessere gewinnt!

Die Entscheidung an der Fussball-WM steht kurz bevor. Möge jenes Team gewinnen, welches die beste Taktik wählt. Gleiches gilt für die Fans bei ihrer An- und Rückreise zum Stadion:

Intelligent mobil

Mehr als 80 Prozent aller Wege starten und enden vor der eigenen Haustür. Das neue Themenheft Intelligent mobil im Wohnquartier zeigt, wie Immobilienfirmen ihren Mietern kostengünstige und niederschwellige Angebote als Alternative zum eigenen Auto machen können. Dazu gehören beispielsweise vergünstige öV-Tickets, digitale Aushänge mit Echtzeitanzeigen zu naheliegenden Bus- und Bahn-Haltestellen, Carsharing-Angebote oder das Bereitstellen von Leihrädern. Genau das finden wir gut: Der Gesamtverkehr wird optimiert und sinnvoll angeboten. Wir dürfen zurzeit ein solches Angebot für einen namhaften Kunden entwickeln, welches im aufstrebenden LuzernSüd bald Realität werden könnte. Wir freuen uns, damit einen Beitrag hin zu einer sinnvollen Mobilität zu leisten.

Fahrten teilen

In Hannover startet Ridesharing mit MOIA in den ordentlichen Betrieb und steigert dort die Anzahl Fahrzeuge von derzeit 36 auf die relevante Zahl von 150. Der Fahrpreis liegt zwischen jenem vom öV und Taxi, wo dieses System auch angesiedelt werden kann. In der Schweiz steht PostAuto mit ihrem Angebot Kollibri in Brugg in den Startlöchern. Wir durften im Rahmen einer Studie (Setting für einen weiteren Pilotbetrieb in einem Schweizer Kanton) den Test in Brugg besuchen und den Dienst selber ausprobieren. Erkenntnis: Ridesharing funktioniert. Gehen individuelle Reisen in eine ähnliche Richtung, dann wird die Fahrt geteilt und sorgt so für weniger Verkehr, Stau und Lärm. Wir meinen, es passt zur aktuellen Zeit, neue und sinnvolle Mobilitätsformen auszuprobieren, konventionelle Ideen zu hinterfragen, wenn diese die Probleme nicht mehr effizient lösen können. In diesem Sinn befinden wir uns in einer spannenden Zeit, wo auch offen ist, wie sich öffentliche Verkehrsbetriebe weiterentwickeln sollen. Die Thematik hat Paul Schneeberger in seinem NZZ-Artikel gut erklärt.

Neues Mitfahrsystem im Seetal

Seit Jahren besteht im Seetal sowohl auf der Aargauer als auch auf der Luzerner Seite der Wunsch für eine kantonsübergreifende Buslinie. Da eine solche Linie zu teuer und das Potential zu tief wäre, hat sich der Regionale Entwicklungsträger KEK Seetal nach Alternativen umgesehen und wurde bei Taxito fündig. Dieses Mitfahrsystem macht mit dem Handy und elektronischen Stelen an Haltepunkten den Individualverkehr öffentlich zugänglich. Es ist unter anderem im Lutherntal erfolgreich im Einsatz (siehe Foto). Trafiko hilft mit, diese neue technische Möglichkeit zur Verbesserung der Mobilität im Seetal zu planen und einzuführen. Klappt die Finanzierung, wird Taxito im Sommer 2019 im Seetal gestartet. Bei den Medien stiess die Absicht bereits auf grosses Echo, wie die Berichterstattungen in der 20 Minuten oder in der Aargauer Zeitung zeigen.

Stau ist Physik

Die Erforschung des Verkehrs mit den Methoden der Naturwissenschaft begann in den 1950er Jahren. Schon früh gabs Ideen, auch den Verkehrsfluss mit den Augen eines Physikers zu betrachten: Fahrzeuge wurden als Teilchen betrachtet, die einen dünnen Kanal entlangwandern. Mit Parametern aus der Strömungslehre wie Dichte, Druck und Fliessgeschwindigkeit konnte der Verkehr in seiner Gesamtheit beschrieben werden. Später folgten praktische Experimente. Folgendes zeigt, wie auch ohne Engpass Stau entstehen kann. Daher: Will man den Verkehr wieder verflüssigen, brauchts entweder mehr Spuren oder weniger Verkehrsmenge.

Gesamtverkehrslösungen

Städte und Gemeinden wachsen und werden dichter. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die künftige Mobilität. Zudem bewegen wir uns gemäss aktuellen Erhebungen immer öfters und auf längeren Distanzen, was ebenfalls Mehrverkehr erzeugt. Wir nutzen auch vermehrt nicht nur ein einziges Verkehrsmittel, sondern wählen für jeden Zweck und für jede Strecke das Passende aus. Mit der fortschreitenden Digitalisierung werden ausserdem die heutigen Verkehrsmittel zunehmend verschmelzen. Damit der Verkehr unter diesen Voraussetzungen auch in Zukunft fliesst und in den Quartieren eine hohe Lebensqualität herrscht, sind Gesamtverkehrskonzepte das Gebot der Stunde.

Trafiko begleitet die Gemeinde Kriens, ihr Gesamtverkehrskonzept der Bevölkerung passend zu erklären. So wurde unter anderem das komplexe Konzept auf 4 Kernanliegen reduziert und in einem Film erklärt. Wir durften auch den öffentlichen Workshop vom letzten Dienstag organisieren und moderieren, wo Konzept und vor allem die Massnahmen mit rund 100 Personen aus der Bevölkerung, Parteien und weiteren Interessengruppen diskutiert wurde. Nun sind wir gespannt auf die Feedbacks aus der schriftlichen Vernehmlassung. Diese werden als Abschluss unserer Arbeiten in die Schlussfassung einfliessen.

Verkehrsspitzen glätten

Hier ist ein vorbildliches Beispiel erfasst, wie der öffentliche Verkehr in den Spitzenzeiten gezielt und wirkungsvoll entlastet werden kann: Mobilitätsmanagement im Ausbildungsverkehr. Mit der Aufarbeitung aller Eckwerte der Ausbildungsstätten (Anzahl Schüler, Stundenbeginn, usw) wurden gleichzeitig alle öV-Daten im Umfeld der Schule erfasst (Fahrgastzahlen, überlastete öV-Kurse, usw). Anschliessend erhielten nur jene Schulen Prüfaufträge für stundenplanerische Anpassungen, wo tatsächlich ein Handlungsbedarf besteht. Die vorgeschlagenen Massnahmen waren folglich sehr vielfältig und präzis an die spezifischen Gegebenheiten angepasst. Ein Beteiligter brachte die Gemeinsamkeiten auf den Punkt: „Die Transportunternehmen erstellen Fahrpläne, die Schulen Stundenpläne und beides sind sehr anspruchsvolle Aufgaben.“ Beides kann aber optimal aufeinander abgestimmt werden. Diese Aufgabe packte der Kanton Bern an – und verlangt nicht einzig mehr Finanzmittel für den weiteren öV-Ausbau. Chapeau!

Trafiko