New Mobility

Wir stimmen zu, dass die New Mobility noch nicht zu Ende gedacht ist. Vor allem sollten wir damit nicht versuchen, unsere heutige Mobilität 1:1 zu ersetzen und damit gar teilweise sinnvolle Mobilitätsaspekte zu gefährden. Neue Themen zu ignorieren, ist jedoch genau so falsch. Sie könnten uns zu einer effizienteren Mobilität führen. In diesem Sinn freuen wir uns auf ein herausforderndes 2018 und wünschen allen tolle Festtage mit vielen persönlichen Kontakten – nicht nur bei der Geschenkübergabe.

Auslastung

Dieses Bild teilte ein Kollege, weil er den wohl edelsten Transport eines Bobby Cars über die Alpen dokumentieren wollte. Ein cooles Bild, wobei wir bei uns in der Kaffeepause diskutierten, ob das nicht etwas sinnbildlich ist. Alle Verkehrsanlagen sind zu Hauptverkehrszeiten wegen den vielen Fahrzeugen am Anschlag. Die Fahrzeuge sind aber noch überhaupt nicht optimal ausgelastet: Beim Auto liegt der Fahrzeugbesetzungsgrad bei 1.5 Personen/Fhz (Mittelwert aller Fahrtzwecke aus dem MZMV 2015). Bei den SBB liegt die durchschnittliche Sitzplatzbelegung 2016 bei 28.0% (klar, zu Spitzenzeiten gibt es einige überlastete Züge. Wobei v.a. einige Regionalexpress-Verbindungen noch viel Potenzial haben). In Deutschland fährt etwa ein Viertel aller Lastwagen komplett leer durch die Gegend. Im Durchschnitt soll die Lastwagen-Auslastung zwischen 50 und 70 Prozent liegen. Wir vermuten, an diesen Themen müssen wir an verschiedenen Fronten verstärkt arbeiten …

Busfinder – Livedarstellung

Was bisher Nutzern der UBER-App und den Disponenten in der Leitstelle vorbehalten war, können die Fahrgäste der Auto Bus AG Liestal live auf dem Desktop oder Handy sehen: Wo ist mein Bus? Alle 12 bis 18 Sekunden funkt jeder Bus seine aktuelle Position. Auf der Karte fährt der Bus animiert seiner effektiven Strecke entlang.
Der Fahrgast ist so bestens informiert und kann – egal ob die Haltestelle mit einer dynamischen Fahrgastinformationsanzeige ausgerüstet ist oder nicht – abschätzen, ob sein Bus kommt, oder ob er im Stau steckt: www.autobus.ag/busfinder. Wir finden es spannend, was die Digitalisierung alles für neue Möglichkeiten eröffnet.

Neue Mobilität auch im Süden

Viele Autos, chaotische Parkplatzsituationen und Abgase en masse. So lautet das gängige Vorurteil, wenn die Verkehrssituation in süditalienischen Städten zur Sprache kommt. Wie das Beispiel Cagliari zeigt, ist es an der Zeit, dieses Vorurteil zu revidieren. Bei unserem Besuch der Hauptstadt Sardiniens stach uns sogleich das Carsharing von Playcar ins Auge. Dieser Dienst verfügt über eine breite Autoflotte in der ganzen Stadt, inklusive Elektroautos und Lieferwagen. Cagliari hat auch Bikesharing zu bieten: Cabubi bietet an zahlreichen Standorten Velos, die mit Hilfe einer sogenannten Smartcard geöffnet werden können. Auch beim öV ist die Stadt mit den 150’000 Einwohnern auf Höhe der Zeit. Seit 2016 testet Cagliari im Rahmen des EU-Projekts Zeeus auf ihrem Trolleybus-Netz die partiell fahrleitungslose Fahrt. Zum Einsatz auf der Linie 5 kommen zu diesem Zweck VanHool-Trolleybusse mit Batterieantrieb.

Velo als Hauptverkehrsträger?

Wenn man das will, geht das: Seit den 70er-Jahren arbeitet Groningen (200.000 Einwohnende) an der Verkehrswende hin zum Velo. Aktueller Stand des Veloanteils am Gesamtverkehr: 60% (Zum Vergleich Velo-Werte aus der Schweiz 2015, Anteil auf Wegen mit Start und/oder Ziel im Stadtgebiet, massgebend pro Weg ist das Hauptverkehrsmittel: Zürich 8%, Bern 9%, St.Gallen 3%, Winterthur 11%, Luzern 8%, Basel 12%). Wie das in Groningen kam und warum der Anteil bald noch höher sein wird, hier im Interview.

Güterlogistik in Städten

Die Bestellung im Internet oder beim lokalen Fachhändler ist meist einfach, die rasche Zustellung nach Hause – am idealsten am gleichen Tag – oft eine Herausforderung. Schön, dass neue Firmen an konkreten, simplen und umweltverträglichen Lösungen arbeiten. Hier das spannende Unternehmen Notime, welches in der Schweiz bereits gut funktioniert. Brauchts damit noch die vielerorts lautstark geforderten zahlreichen Parkplätze in den Innenstädten?

Lebenswerte Siedlung Vauban

Freiburgs neuer Stadtteil Vauban wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Wehrmachtskaserne seit 1998 schrittweise für heute rund 5600 Einwohner errichtet. Eine wahre Vorzeigesiedlung, wie wir selber erleben konnten oder auch dieser Beitrag zeigt. So erzeugen beispielsweise rund 100 Einheiten der Solarsiedlung über das Jahr gerechnet mehr Energie, als sie selbst verbrauchen. Einen großen Anteil der Bevölkerung im Stadtteil stellen Familien, die sich – in Baugruppen organisiert – kostengünstig und oft mit viel Eigenleistung gemeinsam Wohnungen gebaut haben. Die Bewohner haben übrigens die Wahl zwischen autofreiem und stellplatzfreiem Wohnen. Im ganzen Stadtteil resp. in den vorwiegend realisierten Wohnstrassen und vor dem eigentlichen Haus darf das genutzte Auto nur kurzfristig abgestellt werden (z.B. für Be- und Entladen). Ansonsten ist es auf dem gekauften Stellplatz abzustellen, welcher in einem der zwei Parkhäusern am Rande des Stadteils liegen. In der Siedlung sieht man neben pulsierendem Leben somit vor allem Velos und das Tram, welches sich optimal in den Stadtteil einfügt. Schlendert man durch den Stadtteil, kommen Gedanken, wieso dieses Modell nicht vermehrt Anwendung findet.

Elektro-Roller in China

In China sind Elektro-Roller omnipräsent. Schätzungen besagen, dass inzwischen mehr als 200 Millionen dieser Roller auf Chinas Strassen unterwegs sind und täglich rund 55’000 Neue verkauft werden (Niu ist ein solcher Anbieter, hier im Interview der Gründer u.a. mit seinen Plänen für Europa). Das ist die erste wirkliche Elektrifizierung von Motorfahrzeugen als Massenphänomen weltweit. China hat sich damit vom Fahrradland zum Scooterland entwickelt. Zu diesem Boom führten neben den geringen Anschaffungskosten (neuer Roller ab 230 CHF) auch die völlig überlasteten Strassen zu Stosszeiten. Ausserdem genehmigt die Behörde in vielen chinesischen Grossstädten praktisch keine Neuzulassungen für Benzinmotorroller mehr. Mit E-Rollern werden haufenweise Alibaba Pakete ausgeliefert, die meisten Essenslieferungen erfolgen so, Kinder werden zur Schule gefahren (3 oder 4 Personen passen gut auf so ein Ding) und natürlich benutzen Berufspendler gerne die E-Roller. Die Energiekosten pro gefahrenem Kilometer betragen dank günstigem Strom lediglich zirka 0.002 USD pro gefahrenem Kilometer (als Vergleich; im Chinesischen Bus kostet ein Ticket je Kilometer durchschnittlich 0.03 USD oder Benzin für einen Autokilometer 0.08 USD). Es ist somit eine Kombination aus privaten Anreizen (Kosten und Zeitersparnis) und staatlichem Eingriff (Road Restrictions) der zu diesem Elektro-Roller Boom führen konnte.
Aber die gewaltige Masse an Elektro-Rollern schafft Probleme, so wird 80% der Chinesischen Energie aus Fossilen Brennstoffen (meist Kohle) gewonnen, an Kreuzungen herrscht Wildwuchs bezüglich dem Verkehrsfluss, es ist üblich (auch Nachts!) ohne Licht zu fahren um die Reichweite zu erhöhen, auf verbindliche Speedlimits konnte man sich nicht einigen, die meisten Fahrer sind ohne Versicherung unterwegs und die Anzahl Unfälle nimmt ständig zu (alleine in Peking rund 35‘000 registrierte Unfälle 2016 mit EBikes, davon 113 Tote). Ausserdem braucht jedes dieser Fahrzeuge zirka alle 18 Monate eine neue Batterie; darin ist 10-20 kg Blei enthalten. Die Förderung des Rohstoffs, Produktion der Batterie und anschliessende Entsorgung (immerhin 70% werden recycliert) schafft grosse Umweltprobleme. Und trotzdem: Sitzt man als westlicher Besucher in einer Chinesischen Grossstadt wie Guangzhou oder Shanghai mal 2 Stunden in einem Auto im Stau fest, kann man das Bedürfnis nach einem Roller eines jeden Bewohners verstehen …

Ride-Sharing kommt!

Der Werbeslogan der Via-Page “Welcome to Via. We ride together” tönt nach einem austauschbaren Spruch. Liest man aber vom 50 Million Dollar Investment der Daimler AG in Via, spürt man die Zukunft förmlich. Da stehen in der Mitteilung Sätze wie «der Via-Algorithmus ermöglicht ein dynamisches Massentransport-System, welches das Verkehrsaufkommen in Städten verringern wird» oder «Mercedes wird mit Via die Art verändern, wie sich Menschen in Städten fortbewegen» oder «Via öffnet neue Wege für den öV – weg von einem regulierten System mit starren Routen und Fahrplänen hinzu einem dynamischen Netzwerk» oder «im Fokus steht langfristig das autonome Fahren mit emissionsfreien MercedesVito-Transportern». Gestartet wird übrigens die Europa-Offensive dieses Ride-Sharing-Angebots noch 2017 in London, nachdem es bereits in einigen US-Städten funktioniert. Sind wir bereit für dieses neue Sharing-Angebot?

Der Werbeslogen im Film deutet dann schon konkreter drauf hin, wer sich auf das Via-Angebot vorbereiten muss: „Via – It’s smarter than the subway, better than the bus and cheaper than a taxi.“

Autoberufe am öV bewerben

In der Mobilität vermischt sich vieles. Uns gefällt das!

Trafiko