Trafiko am LUSTAT-Meeting

Im Mittelpunkt des LUSTAT Meeting 2023 stand das Thema „Mobilität und Verkehr im Kanton Luzern“. An der Veranstaltung im Verkehrshaus wurden Fragen rund um das Mobilitätsverhalten der Luzerner Bevölkerung aus unterschiedlichen Blickwinkeln besprochen und von Regierungspräsident Fabian Peter im politischen Kontext reflektiert. Nach einem Mobilitätsrückblick, Statistiken zur heutigen Mobilität durfte Roman Steffen von Trafiko in einem Praxisinput ein Blick voraus werfen (alle Referate sind bei LUSTAT abgelegt). Auf dem Podium wurden die Themen anschliessend gemeinsam diskutiert. Gerne verweisen wir mit diesem Blog auch auf die neusten LUSTAT-Bericht „Mobilität im Kanton Luzern – Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021“: Erfreulich drin ist auf Seite 12 der Vergleich des Autobesitz 2015 und 2021. Der Anteil autofreier Haushalte wächst in dichten Siedlungen. Seite 23 zeigt zwar weniger optimal, dass der Motorfahrzeugbestand im Kanton noch immer wächst. Das erklärt wohl auch den Modalsplitvergleich auf Seite 62: Der öV stagniert oder geht sogar in der Agglomeration zurück, was nicht im Sinn der aktuellen Konzepte ist (offen ist, ob hier einzig Corona als Erklärung herangezogen werden kann). Anstrengungen hin zur Verkehrswende sind aus unserer Sicht weiterhin nötig!

Auto auf der Strasse zu Gast

Wir fragen uns oft, wie man das Velonetz schneller ausbauen könnte, damit es sicher angeboten werden kann. In Amsterdam sieht man einige spannende Ansätze in der Stadt, aber auch in Vororten. Dort werden schwach befahrende Erschliessungsstrassen in der Logik umgekehrt: Sie werden rot eingefärbt und zählen damit zum Velonetz. Das Auto darf sie zwar auch befahren, ist aber nur zu Gast. So gelingt es innert nützlicher Frist, ein durchgängiges, kilometerlanges Radnetz anzubieten, was die Velonachfrage weiter erhöht. Warum werden solche Ideen eigentlich bei uns nicht angewandt?

Weniger Platz brauchen

Es gibt zwei gewichtige Herausforderungen: Der Autoverkehr ist dominant. Zudem sind überzeugte Autofahrende wenig für alternative Verkehrsmittel wie öV zu begeistern. Zweites hat der Fuss- und Veloverkehr in Städten und Agglomerationen wenig Platz im Strassenraum, kann sich daher nur beschränkt entfalten. Könnten wettergeschützte E-Miniautos die Lösung sein, welche eine Brücke zwischen Auto und Roller schlagen? In Amsterdam sind zahlreiche dieser Gefährte live zu sehen. Sie nutzen dabei Strassen, aber auch Velowege (sie sind ähnlich breit wie Cargobikes). Wenn sie zudem quer einparkieren, könnten zig Parkplätze zu Gunsten des Fuss- und Veloverkehrs aufgehoben werden. Doch noch hinkt die Gesetzgebung, wie dieses Bild zeigt. Müssen Miniautos wie Autos auf Parkplätzen abgestellt werden, bringt diese Alternative wenig. Das Bild zeigt übrigens die noch platzsparendere Alternative: In der Innenstadt von Amsterdam dominiert das Velo, worauf bis zu drei Personen Platz finden. Zurück zum Miniauto: In der Schweiz ist Microlino am Start, versucht auch hier die Nische zu füllen. Hoffentlich kaufen wir nicht noch ein Drittauto für die Stadt, was am Ziel vorbeischiessen würde. Sinnvoller wäre ein Sharing-System mit Microlinos in der Stadt.

Trafikpoint AG gestartet

Die Umsetzung von Mobilitätskonzepten für Überbauungen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Aus dieser Dringlichkeit entstand vor einigen Jahren unser Dienstleistungsangebot „Trafikpoint“, welches inzwischen an verschiedenen Standorten eingesetzt wird und sich wachsender Beliebtheit erfreut. In diesem Monat ging die nächste Mobilitätsstation im 4VIERTEL mit 3 E-Autos, 1 E-Roller, 2 E-Cargobike und 2 E-Bikes in Betrieb (siehe Bild oben oder Publireportage aus der Luzerner Zeitung). Während bisherige Stationen im Freien angeordnet waren, sind wir das erste Mal in einer Tiefgarage. Trafikpoint kümmert sich im 4VIERTEL aber nicht nur um die Mobilitätsstation mit Sharingfahrzeugen, sondern auch um Mobilitätsinformationen für Mietende und in Wohnungen inkludierte Mobilitätsbeiträge. Um dieses Full-Service-Angebot optimal weiterentwickeln zu können, hat Trafiko den Bereich Trafikpoint in eine eigenständige Firma ausgelagert, welche per 1. Juli 2023 aktiv wurde. Die neugründete Trafikpoint AG ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Trafiko AG. Letztere wird sich auf die Planung von Mobilitätskonzepten konzertieren. Wir freuen uns, weiterhin ein Mobilitätskonzept im Betrieb aus einer Hand umzusetzen und den Mietenden eine vielseitige Sharing-Mobilitätsstation, individuelle Mobilitätsbeiträge und eine gute Kommunikation bieten zu können.

In 8 Minuten das Problem verstehen

Vor 100 Jahren haben Klimaphysiker bereits erkannt, dass die CO2-Zunahme zur Erwärmung führt. Dies spüren wir heute jedes Jahr etwas mehr. 2019 hat der Bundesrat das Klimaziel Netto-Null bis 2050 beschlossen, wobei griffige Massnahmen speziell im Verkehr noch auf sich warten lassen. Reto Knutti zeigt in 8 Minuten spannende Fakten und motiviert zu raschem Handeln, denn der Klimawandel kann nur gestoppt und vermutlich kaum umgekehrt werden. Er ist daher – je nachdem wie weit wir es treiben – für immer. Sein Fazit: Wir haben kein Technologie-Problem, kein Geld-Problem, sondern ein Gesellschaftspolitisches-Problem. Wir sind uns nicht einig, was wir wollen.

Spannende Verkehrszahlen

Betrachtet man die Grafik mit einer Zeitreihe zu Personenkilometern pro Verkehrsträger aus den «Verkehrszahlen 2023» der LITRA wird rasch klar: Seit den 60er leisten wir uns viel in Sachen Mobilität, welche durch Corona nicht im Ansatz gebrochen wurde. Diese und weitere Erkenntnisse kann man erlangen, wenn man sich durch die Grafiken in den vier Kapiteln – Mobilität, Volkswirtschaft, Energie und Umwelt sowie Mobilität in Europa der Publikation klickt.

Grün vor grau

Die Münchner Kolumbusstrasse verwandelt sich für rund vier Monate in eine autofreie Zone (hier der Link zum ZDF-Kurzfilm). Die Strasse wirkt seit kurzem wie eine grüne Oase in einem Meer aus Asphalt. 300 Meter sind für den Verkehr gesperrt – von Mitte Juni bis Oktober 2023 (rund 40 Auto-Parkplätze fallen vorübergehend weg). Statt Asphalt gibts plötzlich Rollrasen und eine Sandfläche zum Spielen, Sitzmöglichkeiten und Hochbeete für Urban-Gardening-Projekte. Zudem gibt es Stationen für E-Autos und E-Cargobikes zum Ausleihen. Das Pilotprojekt polarisiert das ganze Viertel, wird von Wissenschaftlern der TU München begeleitet und von der Bundesregierung finanziert. Vielleicht liegt in diesem Test das Modell für die Stadt der Zukunft? Wir sind gespannt, wie das Pilotprojekt ausgeht.

Shuttle im kommerziellen Betrieb

Es gibt nicht viele Beispiele von in Betrieb stehenden kommerziellen Shuttles. Kürzlich entdeckten wir am Thunersee eine Anwendung. Im Deltapark Vitalresort verbindet seit 2016 der elektrische und führerlose MOVE Shuttle das Hotel mit dem Spa-Bereich. Eine im Belag eingebaute Induktionsschlaufe führt das Fahrzeug, die Aktivierung erfolgt über den Zimmerschlüssel und Befehle wie Türmanipulationen werden über ein Touchscreendisplay eingegeben. Die Technik vollautonomer Fahrzeuge kommt derweil langsamer voran, als viele Branchenvertreter in der anfänglichen Euphorie verkündeteten. Dennoch gehts schrittweise voran. So will der Ridepooling-Dienst MOIA im 2026 in Hamburg kommerziell mit Robotaxis starten. Er ist darum derzeit in Texas und München mit Testfahrten gestartet, wie die FAZ berichtet. Die Technik scheint in geklärter Umgebung zu funktionieren.

Nächste Telematikeinheiten bereit

Für unsere nächsten Trafikpoint Mobilitätsstationen sind die Telematikeinheiten für die E-Autos eingetroffen. Sie werden aktuell von der AMAG in die nächsten Leasing-Fahrzeuge Cupra Born und Skoda Enyaq eingebaut. Damit können wir mit unserer Plattform von World Wide Mobility wieder auf die nächsten E-Autos zugreifen. Wenn dich solche technischen Details interessieren, hier gerne noch mehr: Bei den E-Cargobikes und E-Bikes nutzen wir Bluetooth-Schlösser der Firma Pironex aus Rostock. Der Schweizer Veloschloss-Vertreiber Etrix aus Zürich verbaut diese an seinen Bike-Produkten (wir nutzen das Solid von Enviado und das Rapid von Radkutsche). Als Besonderheit schliesst Etrix die Schlösser an die Velobatterie an, damit sie laufend geladen bleiben. Von Etrix beziehen wir auch die E-Roller Silence S01, welche bereits eine Telematikeinheit verbaut haben. Dort kommt nur noch unsere SIM-Karte rein, damit wir die E-Roller an der Trafikpoint-App anbinden können. Ist alles miteinander verbunden, kann die nächste Mobilitätsstation mit Sharingfahrzeugen in Betrieb gehen. Dies wird im Herbst im 4VIERTEL am Seetalplatz der Fall sein. Wir freuen uns auf weitere Sharing-Möglichkeiten in Luzern Nord.

Sanfte Mobilität im Toggenburg

Zugegeben, Ferien in der Schweiz machen nicht alle. So starten und landen z.B. am Flughafen Zürich täglich 750 Flugzeuge, welche etwa durchschnittlich 80’000 Menschen u.a. in die Ferien bringen. Wenn es aber einem alternativ ins Toggenburg zieht, hält die Ferienregion einiges an sanfter Mobilität bereit. Mit der Gästekarte ist beispielsweise der öV gratis. Dieser bringt einem direkt zum Grand Canyon der Ostschweiz, dem Ofenloch. Wo der öV nicht fährt, hats zudem Mitfahrbänkli. Wir probierten das natürlich aus. Es klappt. Und wenn schlechtes Wetter aufzieht, gehts ab in die nächste Therme. In Bad Zurzach passt übrigens der Werbespruch auch zur Mobilität: Ferienfeeling, nur näher! Wenn man dann weitere CO2-armen Verkehrsmittel wählen will, kann man mit dem E-Bike noch dem Rhein entlang fahren (zig Badestellen lassen einem aber nur schwer in grossen Schritten vorwärts kommen).

Trafiko