Aus fürs Auto?

Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Prof. Eckart von Hirschhausen (bekannt aus ARD-Sendungen) wagt sich mit dieser Aussage weit aus dem Fenster. Gut, offenbar wurde er vor kurzem zur fahrradfreundlichsten Persönlichkeit Deutschlands gewählt und ist somit sicherlich Velofan. Im kurzen 3′-Video hat er jedoch noch weitere wissenschaftliche Argumente bereit, warum Radfahren sich für den Menschen und die Welt lohnen könnte.

Ladestation vor dem Supermarkt

Wo werden wir dereinst unsere E-Autos laden? Privilegiert sind die, die ein Einfamilienhaus und damit die Möglichkeit haben, eine eigene Wallbox auf ihr Grundstück zu bauen. Viele Wohnen aber in Mehrparteienhäusern, wo sie auf den Goodwill der Eigentümer angewiesen sind oder sind gar „Laternenparker“ auf öffentlichen Strassen, wo Ladestationen kaum realisiert werden dürften. Einige Wenige könnten vielleicht auf dem Firmenparkplatz von Angeboten ihres Arbeitgebers profitieren. Das Startup Numbat, das Schnellladesäulen mit Batteriespeicher anbietet, verspricht das Laden innerhalb von 15 bis 30 Minuten von Null auf 80 Prozent vor Supermärkten. Dabei wird auf Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Supermärkte und auf zu günstigen Zeitpunkten gekauften Strom zurückgegriffen, welcher lokal in den Säulen gespeichert wird (diese haben noch einen Werbescreen für ein Zusatzeinkommen). Die Supermärkte stellen einzig Dach und Parkraum zur Verfügung und profitieren dereinst, dass die Kunden eher zu ihnen, als zum Konkurrenzmarkt ohne Ladesäulen kommen (siehe Medienbericht). Wir sind gespannt, wie sich die Branche zum Laden in der Schweiz weiterentwickelt. Die Idee der Supermärkte leuchtet ein und sieht man auch schon da und dort. Hoffentlich wird dereinst nicht das Auto zwangweise zum Einkauf verwendet, um beim Shopping gleich noch das Auto zu laden. Ziel müsste doch sein, das Auto in Zukunft nur noch gezielt zu verwenden.

Verkehrsverdunstung

Wird Strassenraum neu verteilt, fliesst der motorisierte Verkehr nicht unbedingt über andere Strassen. Viele Autofahrten bleiben aus, weil das Mobilitätsverhalten sich dem Angebot anpasst. Dieses Phänomen hat kürzlich der Mobilservice unter „Verkehrsverdunstung“ thematisiert, aber auch Agora veröffentlicht: Wird eine Strasse siedlungsorientiert umgestaltet, haben Nachbarquartiere meist Angst, dass sie von Mehrverkehr belastet werden. Derlei Sorgen und Zweifel sind verständlich, schliesslich hat man sich über Jahrzehnte an die Allgegenwärtigkeit des Autoverkehrs gewöhnt. Gleichzeitig zeigt eine wachsende Zahl gut belegter Beispiele, dass sie oft unbegründet sind. Effekte zeigen immer mehr Messungen: Verkehrsmengen sind keine unveränderlichen Grössen, sondern folgen der Infrastrukturplanung. Menschen passen ihr Verhalten dem Angebot an: Sie wählen neue Routen, andere Verkehrsmittel, oder kombinieren diese miteinander. Ein schöner Gedanke, welchen wir ins neue Jahr 2023 mitnehmen können. Happy new year!

Start On-Demand in Flims Laax Falera

Weihnachtszeit ist die Zeit der Geschenke. Für uns ist das schönste Geschenk, wenn Planungen Realität werden. So durften wir dieses Jahr PostAuto unterstützen, Gesamtmobilitätsthemen für die Region Flims Laax Falera zu bearbeiten. Rasch zeigte sich im Projektteam, dass On-Demand ein sinnvoller Ansatz sein könnte, was in Workshops vertieft wurde. On-Demand verkehrt nicht als Ersatz für Orts- und Regionalbusse, sondern ergänzend zu diesen Linien. Wir gratulieren, dass bereits auf diesen Fahrplanwechsel Elemente sichtbar werden, knapp ein Jahr nach Planungsstart. Vorerst wird der Nightliner zuverlässig on-Demand und voll digitalisiert verkehren (PubliCar-App mit ioki-Software). Das Beispiel zeigt, dass die technische Umsetzung nur noch wenige Monate dauert. Komplexer ist vielmehr die Überwindung organisatorischer Hürden. Wir begrüssen jedoch das gewählte Vorgehen: Statt lange darüber zu brüten, können nun zu Randzeiten Erfahrungen gesammelt werden. Auf diesem Fundament können dann im 2023 schrittweise weitere Elemente hinzu kommen. Viel Erfolg der Weissen Arena, „go on“ Richtung Zielbild.

öV-Erschliessung in 3D

Wie bin ich eigentlich selber mit dem öV an meinem Wohn- oder Arbeitsort erschlossen? Eine 3D-Karte auf dem Geoportal des Bundes gibt anschaulich Auskunft basierend auf den öV-Güteklassen des ARE. Diese Daten werden in einem automatisierten Prozess aus den Daten des elektronischen Fahrplans der Schweizerischen Transportunternehmungen (GTFS) berechnet. Auch wir in der Planung brauchen dieses Analysetool beispielsweise bei Mobilitätskonzepten. Eingangs gilt es nämlich jeweils, die Ausgangslage für alle Verkehrsmittel zu checken. Da darf der öV natürlich nicht fehlen.

Zitat passend zum Klimagipfel-Ende

Die Weltklimakonferenz geht heute offiziell zu Ende. Die Zeichen für eine griffige Abschlusserklärung sind nicht optimal, zumal im Umfeld von Krieg und Energiekrise wieder vieles hinterfragt wird. Offen ist, ob noch einige Zusatztage Besserung bringen. Für uns passt folgendes Zitat zur Herausforderung: «Der Mensch ist das einzige Lebewesen, dessen Bedürfnisse steigen, wenn sie befriedigt werden». Dies stellt der amerikanische Ökonom Henry George im 19. Jahrhundert fest. Es dürfte aber nichts anderes übrig bleiben, als Veränderungen weiter anzustossen und umzusetzen. Trafiko hilft tatkräftig mit.

Verteilkampf

In der Schweiz dürfte man wohl weder die eine, noch die andere Lösung so markieren, welche ein Twitter-User postet. Die Herausforderung gibt es aber auch bei uns: Soll der Fuss- und Veloverkehr oder der Autoverkehr komfortabel ausgestaltet sein? Wegen dem gegebenen Raum ist beides meist nicht möglich. Seit längerem bekannt sind Lösungsansätze wie beispielsweise Kernfahrbahnen (Flyer Kernfahrbahnen Kanton Aargau), Mischverkehrsflächen oder Begegnungszonen. Die Stadt Zürich spricht bei letztgenannten Ideen auch von Aufenthaltsstrassen, wobei solche Ansätze die hindernisfreie Architektur wieder auf den Plan ruft (Anforderungen hindernisfreier Verkehrsraum). Tja, die Lösung der Quadratur des Kreises ist herausfordernd.

CAS Transformation of Public Transport läuft

Das CAS Transformation of Public Transport, Model 5 „Smarte Angebotsformen im ÖV“ der Hochschule Luzern ist gestern gestartet und dauert noch bis Samstagmittag. Trafiko darf in diesen 2.5 Tagen in der Hauptverantwortung sein Wissen an einen breiten Teilnehmendenkreis weitergeben. Dieser ist bunt gefächert: Von Mitarbeitenden des BAV über verschiedenste Bahn- und Bus-Transportunternehmen bis zu kantonalen Ämtern sind zahlreiche Beteiligte der öV-Branche vertreten. Neben den Trafiko-Inputs hat sich auch Roland Weippert von AMAG eingebracht (er war wie im Bild festgehalten online aus Amsterdam zugeschaltet. AMAG schaut sich dort Zweiradkonzepte an). Fanny Frei von VBZ erklärte ihr grosses Engagement mit Pikmi und ZüriMobil vor Ort (am inspirierenden neuen Hochschulstandort der HSLU in Rotkreuz). Fazit für uns: Wir ziehen den Hut vor dem hohen Wissenstand der Teilnehmenden. Mit dem Wissen ist die Arbeit aber nicht gemacht. Wir müssen nun Themen verändern und umsetzen. Lets go! Zudem: Wir danken den Referierenden, das sie tiefe Einblicke in ihre aktuellen Arbeiten gewährten. Nur wenn wir Wissen teilen, kommen wir schneller voran. Erstaunlich ist, sowohl AMAG (Fokus individuelle Mobilität), wie auch VBZ (Fokus kollektive Mobilität) ziehen in ähnliche Richtungen. Gleichen sich MIV und öV immer mehr an?

City Logistik umgesetzt

Da läuft man mit der Familie in den Ferien nichtsahnend durch München und kann ein umgesetztes City Logistik Beispiel live miterleben (Bild). UPS, stellt nachts einen Container mit Paketen ins Quartier, welche tagsüber mit elektrischen Cargobikes an die Haushalte verteilt werden. Mit etwas Recherche im Internet findet man das entsprechende Konzept und findet heraus, dass es eine grösser angelegte Sache ist: 3 LKWs mit 10
Helfer:innen, 22 Fahrradfahrer:innen, 96% des Volumens in den Zustellgebieten mit Fahrrädern, Zustellung per Lastenfahrrad nimmt kontinuierlich zu (2017 – 2 Depots, 2018 – 5 , 2019 – 7). Wann ziehen die nächsten Städte nach? An anderer Front ist UPS auch dran, dort aber mit grösstmöglichen Gefährten: Duo-Trailer sparen UPS über 30 Prozent Emissionen. Müssen wir dereinst auch mit solchen Gefährten zwischen Hubs rechnen? Und als Pilotidee gibt es den Ansatz Paketbahn in Schwerin. DHL transportiert dort Paket-Trolleys zu Paketstationen an Tramhaltestellen. Dort können Kunden die Pakete abholen. Im Pilotprojekt werden nicht Pakete und Personen im selben Tramzug transportiert. Dazu fehlen noch gesetzliche Grundlagen. Ob der öV bald auch Pakete transportiert?

Neues Forschungs- und Produktionszentrum für Gebäudehüllen

Mehr als 1 Million Häuser in der Schweiz sind sanierungsbedürftig. 24% der Treibhausgasemissionen in der Schweiz werden gemäss Bundesamt für Umwelt durch Gebäude verursacht. Folglich müssen Gebäudehüllen optimiert und Neubauten mit kreislauffähigen Materialien klimaneutral erstellt werden. Im SAG Reiden könnte ein Zentrum mit rund 1000 Arbeitsplätzen entstehen. Der Standort ist geeignet, um mit einer Produktionsanlage der neusten Generation von swisspor die nationale Versorgung auf kurzen Wegen von Dämmstoffen sicherzustellen und ein Kompetenz- und Innovationszentrum anzubinden. Gleichzeitig sollen am Standort weitere Unternehmen im Bereich Gebäudehülle, nachhaltiges und digitales Bauen sowie Kreislaufwirtschaft angesiedelt und ebenfalls Hochschulen die Möglichkeit geboten werden, ihre Kompetenzen an der Schnittstelle von Forschung und Praxis einzubringen. In diesen Tagen wird die Bevölkerung mit einem Informations-Flyer über das Projekt vertieft informiert. Trafiko verantwortet im Projekt das Thema Mobilität und arbeitet eng mit SNZ zusammen, welche den Verkehr modelliert. Durch das SAG Reiden entsteht Mehrverkehr. Das Projekt soll jedoch von Beginn weg einer möglichst nachhaltigen Mobilität Rechnung tragen. Durch gezielte Massnahmen sollen öffentlicher Verkehr, Sharing-Fahrzeuge sowie Fuss- und Veloverkehr gefördert und der Lastwagenverkehr möglichst ausserhalb der Stosszeiten abgewickelt werden. Die Strategie Mobilität enthält aber auch betriebliche Massnahmen wie Mobilitäts-Benefits für Mitarbeitende oder ein Monitoring und Controlling der aller Massnahmen. Alle Informationen im neuen Flyer des Steuerungsgremiums SAG Reiden.

Trafiko