In gemeinsamer Mission

Trafiko traf sich diese Woche zur Retraite in Davos. Da gab es Zeit, sich strategisch zu justieren, Themen zu koordinieren und am gemeinsamen Zielbild zu arbeiten. Koordination ist wichtig, auch für Staat und Wirtschaft: Das Buch «Mission – Auf dem Weg zu einer neuen Wirtschaft» von Mariana Mazzucato zeigt ein sinnvolles Setting für den Change, welcher mit anstehenden grossen Aufgaben wie beispielsweise dem Klimaschutz nötig sind: Kernaussage ist, dass grosse Innovationen eher durch gesamtgesellschaftliches Handeln entsteht, statt durch einzelne vermeintliche geniale Erfinder oder Firmen. Der aktuelle Kapitalismus wird es nicht schaffen, grosse Aufgaben zufriedenstellend zu lösen (wo der Staat jeweils nur Markversagen repariert). Es ist nicht sinnvoll, eine starre Aufteilung zwischen Staat (Gesetz, Förderung, Regulierung) und Privatwirtschaft (Produkte, Innovationen) vorzusehen. Vielmehr soll der Staat Ziele für Zukunftmissionen vorgeben, welche öffentliche und staatliche Beteiligte gemeinsam erreichen und so im Change-Prozess technologische und gesamtwirtschaftliche Innovationen hervorbringen.

Neues CAS mit Trafiko

Dank Inputs aus dem neuen CAS Transformation of Public Transport kannst du die Zukunft des öffentlichen Verkehrs aktiver mitgestalten. Das modulare Angebot vermittelt in sieben Modulen strategisch hochrelevante Stellhebel für die Führung und Weiterentwicklung von Transportunternehmen und öffentlichen Systemen. Als Teilnehmer:in lernst von Schlüsselpersonen der Branche anhand von aktuellen Fallstudien und Erfahrungen, in deinem eigenen Wirkungsfeld strategische Initiativen erfolgreich umzusetzen. Roman Steffen und Christoph Zurflüh von Trafiko verantworten das Modul 5 – Smarte Angebotsformen im ÖV. Wir teilen gerne unsere Erfahrung und freuen uns auf den Austausch mit dir. Jetzt anmelden für den ganzen Kurs oder nur für einzelne Module.

Neu: Trafihacks

Vielleicht haben Sie schon einmal von sogenannten „Lifehacks“ gehört. Damit sind Tipps fürs tägliche Leben gemeint, beispielsweise fürs Kochen, Reparieren oder Reisen. Geht das auch für die Mobilität? Ja! Wir von Trafiko haben uns für 2022 zum Ziel gesetzt, 77 Kniffe für die Mobilitätsplanung zu schreiben und mit Ihnen zu teilen – als kleines Dankeschön für die tolle Zusammenarbeit in Projekten, den Erfahrungsaustausch oder fachliche Gespräche im vergangenen Jahr.

Gerne überreichen wir Ihnen auf www.trafihacks.ch die ersten 33 „Trafihacks“. Die Hacks können Ihnen als Inspiration dienen, Denkanstösse geben oder einfach nur eine spannende Lektüre sein. Wenn Sie im 2022 jeden Monat 4 weitere Hacks erhalten möchten, melden Sie sich auf der Website mit Ihrer E-Mail-Adresse an. Natürlich können Sie auch gelegentlich vorbeisurfen, denn wir veröffentlichen die weiteren 44 Hacks schrittweise auf der Trafihacks-Website. Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins neue Jahr und freuen uns auf weitere spannende Projekte mit Ihnen – zu Gunsten einer ressourcenschonenden Mobilität.

Ziele, nicht Prognosen

Passend zum heutigen Jahreswechsel, wo jeweils Ziele gefasst werden: „Die Verkehrsplanung braucht ein Umdenken: Der Bund hat im November die Verkehrsperspektiven 2050 veröffentlicht. Sie prognostizieren die Veränderungen der Schweizer Mobilität in den nächsten 30 Jahren und bilden eine zentrale Grundlage für den Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur. Ein Blick in die Verkehrsperspektiven der letzten Jahrzehnte zeigt, dass diese Prognosen oft an der Realität vorbeigehen. Methode und Modell sind einwandfrei, nur die Realität zu komplex. Die Verkehrsplanung der Schweiz braucht deshalb ein Umdenken. Statt die Planung auf unsichere Prognosen zu stützen, sollten wir uns fragen, welche Mobilität wir in Zukunft tatsächlich wollen.“ Den ganzen Text im Gastbeitrag des MOBIMAG.

Frugal Innovation

«Wir müssen lernen, mit weniger mehr zu schaffen, wenn wir Wachstum und Wohlstand im Westen beibehalten wollen» meint Navi Radjou. Bisher bringen wir immer mehr zur höheren Kosten. Das gelingt künftig nicht mehr, da viele nicht mehr finanziell mithalten können, Ressourcen ausgehen und zahlreiche Produkte nicht mehr den Grundbedürfnissen entsprechen und daher am Kundennutzen vorbeizielen. Die Idee Frugal Innovation, welche eher von Asien, Afrika und Südamerika her kommt, wird zunehmend auch bei uns Thema.

Smarte Mobilität Horw

Wir freuen uns, dass der Einwohnerrat von Horw gestern den durch uns mit verfassten Planungsbericht mit 28 zu 0 Stimmen bei einer Enthaltung zur Kenntnis genommen hat. Der Planungsbericht «Smarte Mobilität Horw» ist ein Grundlagenpapier und eine Arbeitshilfe für die gezielte Förderung der smarten Mobilität in der Gemeinde Horw. Smarte Mobilität soll neue Lösungen für eine attraktive, ressourcenschonende und flächeneffiziente Mobilität für alle erproben und ermöglichen, was zahlreiche Motionen und Postulate forderte (zum Bericht und Antrag). Wir freuen uns, dass ab sofort nicht nur eine Strategie den Weg weisst, sondern dass 19 Massnahmen in naher Zukunft zwischen 2022 bis 2025 in fünf strategische Stossrichtungen konkret gelistet sind. Beim Listen bleibt es nicht, wie das Stelleninserat zeigt, wo die Gemeinde auf 1.1.22 eine Projektleiter/in Mobilität mit einem 50–80%-Pensum sucht.

Artikel Luzerner Zeitung

Vorboten der Carsharing-Zukunft

Jetzt wird es spannend: Das bisher persönliche Auto im Abo wird nicht mehr nur für eine Partei lanciert. Ab November kann man sich bei ViveLaCar das Fahrzeug auch mit anderen teilen. Zielgruppe sind etwa Grossstädter, die ein Auto gelegentlich nutzen aber nicht besitzen wollen. Das Angebot hat aber auch Autofahrende im Blick, die einen Zweitwagen wünschen und mit anderen teilen wollen, z.B. Büro-Gemeinschaften oder Gewerbebetriebe. Dieses Jahr werden gemäss Spiegel Interessenten in Stuttgart, Köln und Berlin bedient. 2022 sollen 20 weitere Großstädte auch in Österreich und der Schweiz folgen. Etwas ähnliches macht auch die Tochter der chinesischen Automarke Geely „Lynk & Co“ in Deutschland: 4000 Mitglieder hat der Lynk & Co-Club dort bereits, wo Mitglieder mit Auto ihr Fahrzeug im Club teilen können (150 Autos). Auch sonst gibt es Verboten auf künftige Technologien, welche sich langsam aber stetig entwickeln: Oder wer hätte gewusst, dass in Berlin das Start-up Vay bereits seit zwei Jahren Autos per Fernsteuerung durch die Stadt fährt. Idee ist gemäss Handelszeitung eine Mischung aus Taxiservice und Carsharing: Kund:innen können sich per App ein Fahrzeug bestellen, das ferngesteuert bei ihnen vorfährt. Dann übernimmt die Kundschaft selbst das Steuer und fährt an sein Ziel. Das Carsharing-Auto vor der eigenen Türe wird so Realität.

Rebound-Effekt

Unsere Gesellschaft ist auf Wachstum aus. Da wir Vieles bereits besitzen, ist aktuell der Ansatz, die Grenzen beispielsweise durch Effizienz wachsen zu lassen. Die Digitalisierung sorgt für einen solchen Effizienzschub (durch digitale Technologen können bis 2030 rund 20 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen eingespart werden Quelle). Doch etwas könnte schief laufen: Die Digitalisierung regt auch neu an. Die Effizienzgewinne werden durch den gestiegenen Konsum mehr als wettgemacht, den die digitalen Services und die damit gesunkenen Preise anregen. Dies nennt man Rebound. Ein Rebound von 60 Prozent bedeutet, dass nur 40 Prozent der erwarteten Einsparungen eingetreten sind, weil die Nachfrage entsprechend zugenommen hat. Ein Rebound-Effekt kann 100 Prozent überschreiten und wird dann auch als »Backfire-Effekt« bezeichnet. Zunächst gibt es materielle Rebound-Effekte, beispielsweise die stetige Zunahme der Anzahl Geräte und deren Stromverbrauch im Betrieb. Weiter gibt es wirtschaftliche Rebound-Effekte: Wir verwenden z.B. die gewonnene Zeit durch Onlineshopping für weiteren Ressourcenverbrauch und bestellen noch mehr oder in rascherer Kadenz. Der psychologischen Rebound-Effekte beschreibt das Problem, dass vor Ort zwar weniger Geräte (auch mit guten Energielabels) laufen, dafür in der Cloud viel Energie verbraucht wird. Stromverbrauch wird so in Rechenzentren verlagert – vor Ort fühlt man sich vermeintlich sparsam. Zuletzt gibts noch strukturelle Rebound-Effekte, so dass beispielsweise durch Effizienz die Produktezyklen schneller werden. Auch in der Mobilität ist zu beachten, das Erleichterungen und mehr Komfort durch neue Möglichkeiten realisiert wird, dabei der Konsum aber gehalten werden soll. So werden tatsächlich Ressourcen geschont. Schaffen wir das?

Zickzack-Kurs

Volkswagen hatte die Autovermietung Europcar (248000 Fahrzeuge an 3835 Stationen in über 140 Ländern) in den späten 1990er Jahren übernommen, das Unternehmen dann aber 2006 für 1,26 Milliarden Euro verkauft, weil sich der Autobauer auf sein Kerngeschäft konzentrieren wollte. Gemäss Manager Magazin kommt nun die Kehrtwende: Eine Übernahme von Europcar sei eine attraktive Möglichkeit, Zugang zu einer Mobilitätsplattform zu erhalten. VW will also Zugang zur Infrastruktur und Technologie von Europcar und macht den aktuellen Hedgefonds-Eigentümern bereits das zweite, erhöhte Angebot über 2,5 Milliarden Euro. Der Verkauf kommt nun offenbar zu Stande. Willkommen zurück in der multimodalen Welt.

Food Delivery generiert Verkehr

„Delivery ist nicht gleich Delivery. Eine kleine inhabergeführte Pizzeria, die nebenbei ein paar Pizzas zu den umliegenden Wohnungen liefert, operiert ganz anders als ein Online-Delivery-Provider (ODP) wie Uber Eats oder Just Eat“, wie das GDI auf seiner Webseite treffend festhält. Die Übersichtsgrafik und beschreibenden Texte auf der GDI-Webseite lassen erahnen, dass die verschiedenen Konzepte ganz verschiedenen Verkehr nach sich ziehen. Während beim einen Konzept Lieferungen koordiniert mit eigener E-Roller-Flotte emissionsarm erfolgen, liefern andere jedes Menü durch Privatpersonen mit eigenem Auto aus. Der eine Ansatz ist begrüssenswert und kann Verkehr gar reduzieren, der andere löst zu jedem Essen zwei Autofahrten aus. Wir meinen, dass man bezüglich den aufkommenden Kurierdiensten noch viel zu wenig hinschaut und vielleicht zu spät Sinnvolles von Unerwünschtem trennt.

Trafiko