Neu investieren

Gute Ideen, neue Produkte und effizientere Verkehrsmittel sind das eine, das Vertrauen der Gesellschaft daran etwas anderes. Immerhin ist festzustellen, wie Finanzströme langsam verschoben werden. Hier beispielsweise ein neues (zugegebenermassen futuristisches) Fondsprodukt, welches auf neue Mobilitätsdienstleistungen setzt:

Dass der Change läuft, kommt in diesem Medienbericht über VW mehr als zum Ausdruck. Konzernchef Herbert Diess lanciert vor Führungskräften für 2020 ein Aufholprogramm, denn der Sturm ginge nun erst richtig los. Die Zukunft für VW liege im Umbau zu einem digitalen Tech-Konzern – und offenbar nur da. Es gibt aber auch Hinweise, dass gewisse Themen gedrosselt werden sollen: Das VW-Engagement für MOIA soll zeitlich gestreckt werden bis die Voraussetzungen für die Profitabilität besser sind.

McKinsey Analyse

Die in 65 Ländern vertretenen Unternehmens- und Strategieberater McKinsey mit 28.000 Angestellten scannen auch den Mobilitätsmarkt. Eine deren Analyse zeigt, dass nahtlose Mobilität sauberer, komfortabler und effizienter sein könnte als der Status Quo. Das Szenario 3 „Nahtlose urbane Mobilität“ zeigt das grosse Potenzial, das Auto weiterzuentwickeln, um mehr kollektiven Verkehr auf der Strasse anzubieten. Es könnte bis zu 30 Prozent mehr Verkehr (Verfügbarkeit) und um 10 Prozent verkürzte Reisezeit (Effizienz) auf gleicher Infrastruktur ermöglicht werden. Dieses mit dem öV vernetze Shuttle könnte 25 bis 35 Prozent weniger pro Fahrt kosten (Erschwinglichkeit), die Anzahl der Punkt-zu-Punkt-Fahrten dabei um 50 Prozent erhöhen (Komfort). Das tönt in der Theorie doch schon mal gut …

PS: Auch zu Mikromobilität gibt es Analysen. McKinsey sieht für München ein Potenzial von bis zu 15% aller Fahrten. Ein Grossteil soll Ersatz vom Auto sein. Der öV soll gestärkt werden, da für die erste und letzte Meile ein neues Verkehrsmittel zur Verfügung steht.

Welcome 2020

„Die 2010er Jahre schufen die Grundlage, die 20er Jahre werden den Wandel bringen“ meint Don Dahlmann, welcher als Journalist seit über 10 Jahren über die Mobilitätsbranche schreibt. Neue Thematiken stehen an: „Nach Jahren der fast ungebremsten Investitionen erwarten die Anleger auch, dass endlich mit neuen  Mobilitätsdienstleistungen Geld verdient wird“. Da werden einige Anbieter erwachen, andere den Kundenwunsch genau treffen. Überdies sind wir gespannt, wie der Staat mit seinen Randbedingungen und Förderungen die technologische Revolution mitprägt. Dieser wichtige Player wird bei Marktdiskussionen oft vergessen. Wo wäre beispielsweise der öffentliche Verkehr, wenn der Staat im Fall des öffentlichen Personenverkehrs auf der Schiene nicht 49% der Kosten (beim öffentlichen Strassenverkehr 51% der Kosten) übernehmen würde …

öV mit Sharing ergänzen

Mobilitätsdienste kommen und – wie im neusten Fall von „Coup“ – gehen. Den Überblick zu behalten ist schwierig. Ein Journalist der Zeit ging den Gründen auf die Spur: Ein wichtiges Fazit ist, dass neue Dienste nicht den öV konkurrenzieren sollten, sondern diesen Massentransportdienst sinnvoll ergänzen und mit diesem kooperieren müssen. So können heutige Schwächen des öV verbessert werden. Gleichzeitig kann sich der kollektive Verkehr insgesamt weiterentwickeln – mulimodal über Mobilitätsdienste hinweg. Wie das dereinst aussehen könnte, zeigt folgendes Video der Kölner Verkehrsbetriebe:

PS: Als weitere Gründe für die schleppende Integration neuer Mobilitätsdienste nennt der Zeit-Beitrag noch folgende weitere Themen: Lückenhafte Förderung, fehlende öffentliche Abgeltung sinnvoller Dienste, die noch immer hohe Förderung des MIV (Strassenbau, Parkplatzreglemente, Dienstwagenprivileg, …), Kampf mit hohen Betriebskosten beim E-Sharing (Batterieladen), Kampfpreise grosser Anbieter (um teilweise auch ihr altes Stammgeschäft zu schützen), zögernde Städte gegenüber neuen Sharingangeboten, usw. Wir müssen also auch an diesen Themen arbeiten, um das Potenzial neuer Ansätze zu nutzen.

Uber mit öV-Funktionen

In über 20 Städten kann der öffentliche Verkehr bereits über die Uber-Plattform mitgebucht werden. Dies passt zur Firmenvision, dass Uber zur zentralen Anlaufstelle für Auto-, Fahrrad-, Roller-, Bus- und Bahnreisen werden will. Gemäss der New York Times nutzen die Städte bei den meisten Partnerschaften das Uber-Fahrernetz, um Fahrten in Gegenden anzubieten, in denen sich keine Buslinien lohnen. Die Städte subventionieren dabei die Fahrten häufig so, dass die Fahrgäste nicht eine typische Uber-Gebühr entrichten, sondern Preise ähnlich einem Busticket zahlen. Im Gegenzug verkauft Uber auch öV-Tickets und zeigt öV-Verbindungen mit an, kann so also den Nahverkehr in seine App integrieren. Clever, dass bestehende öV-Netz durch Ridehailing zu ergänzen. Damit kommen alle Nutzer ohne eigenes Auto von A nach B. Spannend wird es, wenn man alle Uber-Dienste dereinst als Abo buchen kann, woran offenbar gearbeitet wird, glaubt man diesem Medienbericht.

Mobilität studieren

Die Hochschule Luzern bereitet ab Herbst 2020 mit dem neuen Studiengang Bachelor of Science in Mobility, Data Science and Economics Fachleute auf die neuen Herausforderung im Mobilitätsmarkt vor. Trafiko durfte den Studiengang in den letzten 2 Jahren mitprägen, koordinierte dabei u.a. die 3 beteiligten HSLU-Departemente und führte den Konzeptbericht. Diesen Frühling bestätigte sowohl die Hochschulleitung, wie auch der Fachhochschulrat und schlussendlich der Konkordatsrat (je ein Regierungsmitglied der sechs Zentralschweizer Kantone) das Konzept. Nun sind Studiengangleitende gefunden, welche mit viel Power die Umsetzung vorantreiben. Wir unterstützen weiter u.a. mit dem oben eingefügtem Werbefilm oder Inhalten zur Experience-Website www.hslu.ch/bachelor-mobility. Sie wird beim gezielten Online-Marketing bei der Zielgruppe noch eine wichtige Rolle spielen. Nun seid aber ihr dran: Anmelden bis 30. April 2020 und nach dem Abschluss die Mobilität mitprägen!

Mitten in der Verkehrswende?

Die Agora Verkehrswende ist ein Think Tank in Deutschland und hat das Ziel, den Umbau zu einem klimafreundlichen und nachhaltigen Verkehrssystem zu fördern. Die 16 Mitarbeitenden haben unter anderem 12 Thesen zur Verkehrswende publiziert, über welche sie an Vorträgen informieren. Einen solchen durften wir miterleben, dabei spannende Sichtweisen kennenlernen: Viel Potenzial liegt noch beim Auto. Wir müssen es intelligenter nutzen.

Künftiger Autohandel

Autohäuser gehören zur Silhouette von vielen Agglomerationen. Der Direktvertrieb in pop-up-Stores und online sind für diese Autohäuser genauso bedrohlich wie neue Geschäftsmodelle (z.B. Auto im Abo, Poolfahrzeuge in Siedlungen, Carsharing). Zudem wollen zahlreiche Hersteller den Kunden in ein eigenes Ökosystem bringen. Neben dem Auto an sich soll künftig beispielsweise „In-car-Marketing“ (Transaktionen im Vorbeifahren an POI), kostenpflichtiges Freischalten bestimmter Funktionen (z.B. mehr Batterieleistung für die Ferienfahrt), automatische Abrechnung von Autobahn- und Parkgebühren, usw. mit verkauft werden. Grosse Autohandelsketten bereiten sich daher vor, versuchen mit Uber oder Amazon zusammenzuspannen, um ähnliches anzubieten. Ergänzend muss wohl auch das Reparaturgeschäft ersetzt werden. Dieses leidet, da Elektroautos weniger Wartung brauchen, Assistenzsysteme Unfälle zunehmend vermeiden oder Carsharing die Anzahl Autos generell reduziert. Wir trauern diesen eher unästhetischen Autohäusern ähnlich dem Journalisten der Süddeutschen wenig nach. Wobei dieser auch neue Ideen für die Autohäuser aufzeigt: Lokaler Betreiber von Sharing-Flotten (wenn der öV-Betreiber sich dem Thema nicht annimmt), Erlebniswelten mit DJ-Events im Autohaus, verschiedene Autotypen in einem Abo zusammen verkaufen usw. Fazit: Die Wende im Mobilitätsmarkt betrifft alle Beteiligten.

Retro Futurismus

In den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts dachte man die Zukunft der Welt wohl eher grösser als heute. Wobei: Es gibt heute Städte, die den Bildern von Retro-Futurismus.de sehr ähnlich sind. Wir sind froh, dass sich das bei uns nur begrenzt so entwickelt und der Change zu Alternativen langsam aber stetig stattfindet …

Gemeinsam voran

Trafiko