Smarte Nahversorgung

Eine gute Nahversorgung für den täglichen Bedarf in Gehdistanz rund um die Uhr, hat bekanntlich positive Auswirkungen auf den Verkehr. Jedoch rechnet sich in vielen Quartieren kein solcher Lebensmittelladen. Hier setzen verschiedene Pilotversuche von Grossverteilern an, die Einkaufsformate ohne Verkaufspersonal testen. Ein Format ist „Teo“ der Migros Zürich, das wir uns in Kloten näher angeschaut haben. Auf rund 50 Quadratmetern mit separater Kühlzone finden die Kund:innen alles für den täglichen Bedarf. Beim Eingang identifizieren sich Kund:innen mittels Cumulus-, Debit- oder Kreditkarte. Ums Nachfüllen und um Ordnung kümmert sich ein kleines Team. Die Wege sind gemäss Migros kurz: Die Belieferung der Produkte erfolgt über die Mutterfiliale Kloten. Der „Teo“ soll auch Quartiertreffpunkt sein. Am Holzgebäude gibt es eine Box für den Büchertausch, eine Sitzgelegenheit, einen Veloständer mit Pumpe, E-Scooter-Sharing sowie Anschluss an den öV (Bus und Bahn). Zudem trägt ein begrüntes Dach zur Förderung der Artenvielfalt bei und eine Photovoltaikanlage liefert Strom. Solche Konzepte dürften in Quartieren und an Verkehrsdrehscheiben definitiv Potential haben.

Mobilitätsstation Ziegeleipark vernetzt Wohnen und Mobilität

Bei unserer neusten Mobilitätsstation im Ziegeleipark (Horw/Kriens) sind wir bezüglich digitaler Vernetzung von Wohnen und Mobilität im Sinne von Mobility as a Service (MaaS) wieder einen Schritt vorwärts gekommen: Zum einen ist unsere Trafikpoint-App in die Mieter-App (RegimoApp) integriert und zum anderen erhalten die autofreien Mieter:inner ihr Sharing-Guthaben aus dem Mobilitätspaket direkt in die App gutgeschrieben. Dies ist ein weiteres Puzzleteil in der Umsetzung eines zeitgemässen Mobilitätskonzepts.

Mobilität in Entwicklungsschwerpunkten

Das Wachstum der Schweiz findet vielfach in sogenannten Entwicklungsschwerpunkten statt. In diesen Gebieten möchten Kanton und Gemeinden eine signifikante bauliche und wirtschaftliche Entwicklung forcieren, in der Regel mit einer Verdichtung gegen innen. Dies schafft jedoch gleichzeitig Nachfrage nach Mobilität. An den Luzerner Mobilitätsgesprächen vom 28. April 2023 wurde gezeigt, wie diese Herausforderung in den Entwicklungsschwerpunkten Sursee Plus und LuzernNord angegangen wird. Letzterer Teil durften wir als Gebietsmanager LuzernNord erklären. Sursee Plus will dem Verkehrswachstum vor allem mit neugestalteten Strasseninfrastrukturen, neuen Velorouten, einem neuen Bushub am Bahnhof Sursee und Vorgaben bei Bauprojekten begegnen. In LuzernNord besteht pro Baufeld bereits ein strenges Fahrtenkontingent, sodass autoarmes Wohnen und Arbeiten zwingend sind. Dank der Verkehrsdrehscheibe Emmenbrücke mit zig öV-Linien, einer separat geführten Veloroute nach Luzern und verschiedenen Sharing-Angeboten soll die Mobilität dennoch gewährleistet sein. Obendrauf versuchen einzelne Bauherren auch mit einer gezielten Incentivierung die Mobilität zu steuern.

Präsentation Mobilität in der Smart City LuzernNord (Christoph Zurflüh)

Präsentation Mobilität im Zentrum Sursee Plus (Matthias Senn)

Zitat passend zum Klimagipfel-Ende

Die Weltklimakonferenz geht heute offiziell zu Ende. Die Zeichen für eine griffige Abschlusserklärung sind nicht optimal, zumal im Umfeld von Krieg und Energiekrise wieder vieles hinterfragt wird. Offen ist, ob noch einige Zusatztage Besserung bringen. Für uns passt folgendes Zitat zur Herausforderung: «Der Mensch ist das einzige Lebewesen, dessen Bedürfnisse steigen, wenn sie befriedigt werden». Dies stellt der amerikanische Ökonom Henry George im 19. Jahrhundert fest. Es dürfte aber nichts anderes übrig bleiben, als Veränderungen weiter anzustossen und umzusetzen. Trafiko hilft tatkräftig mit.

Regenerativ statt nur nachhaltig

Der Nachhaltigkeitsbegriff ist dreidimensional geprägt. Es tönt einfach: Ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichwertig bündeln. Die drei sollen nicht länger gegeneinander ausgespielt, sondern vielmehr als gleichrangig behandelt werden. Inzwischen tendieren viele zur „starken Nachhaltigkeit“: Die Verringerung von Produktion und Konsum (Suffizienz), die bessere Nutzung von Material und Energie (Effizienz) und die naturverträglichere Gestaltung der Stoffkreisläufe durch Wiederverwertung und Müllvermeidung (Konsistenz). In dem Sinn ist das Elektroauto eben nicht wirklich nachhaltig, da es in zunehmendem Mass auf knappe, problematische Ressourcen angewiesen ist und die Folgen schrankenloser Mobilität bei ihm so wenig hinterfragt werden wie zurzeit bei anderen Verkehrsmitteln. Ein guter Überblick über die Nachhaltigkeit gibt der NZZ-Artikel. Da haben wir noch einiges vor uns …

Neu: Trafihacks

Vielleicht haben Sie schon einmal von sogenannten „Lifehacks“ gehört. Damit sind Tipps fürs tägliche Leben gemeint, beispielsweise fürs Kochen, Reparieren oder Reisen. Geht das auch für die Mobilität? Ja! Wir von Trafiko haben uns für 2022 zum Ziel gesetzt, 77 Kniffe für die Mobilitätsplanung zu schreiben und mit Ihnen zu teilen – als kleines Dankeschön für die tolle Zusammenarbeit in Projekten, den Erfahrungsaustausch oder fachliche Gespräche im vergangenen Jahr.

Gerne überreichen wir Ihnen auf www.trafihacks.ch die ersten 33 „Trafihacks“. Die Hacks können Ihnen als Inspiration dienen, Denkanstösse geben oder einfach nur eine spannende Lektüre sein. Wenn Sie im 2022 jeden Monat 4 weitere Hacks erhalten möchten, melden Sie sich auf der Website mit Ihrer E-Mail-Adresse an. Natürlich können Sie auch gelegentlich vorbeisurfen, denn wir veröffentlichen die weiteren 44 Hacks schrittweise auf der Trafihacks-Website. Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins neue Jahr und freuen uns auf weitere spannende Projekte mit Ihnen – zu Gunsten einer ressourcenschonenden Mobilität.

Ziele, nicht Prognosen

Passend zum heutigen Jahreswechsel, wo jeweils Ziele gefasst werden: „Die Verkehrsplanung braucht ein Umdenken: Der Bund hat im November die Verkehrsperspektiven 2050 veröffentlicht. Sie prognostizieren die Veränderungen der Schweizer Mobilität in den nächsten 30 Jahren und bilden eine zentrale Grundlage für den Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur. Ein Blick in die Verkehrsperspektiven der letzten Jahrzehnte zeigt, dass diese Prognosen oft an der Realität vorbeigehen. Methode und Modell sind einwandfrei, nur die Realität zu komplex. Die Verkehrsplanung der Schweiz braucht deshalb ein Umdenken. Statt die Planung auf unsichere Prognosen zu stützen, sollten wir uns fragen, welche Mobilität wir in Zukunft tatsächlich wollen.“ Den ganzen Text im Gastbeitrag des MOBIMAG.

Flexible öV-Tickets: Uri geht voraus

Individualisierung der Gesellschaft, Homeoffice und Multimodalität sind drei Stichworte mit grossen Auswirkungen auf unser Mobilitätsverhalten. Diese Trends haben bereits Jahre vor Corona begonnen, wurden durch die Pandemie aber nochmals beschleunigt. Besonders betroffen davon ist der öffentliche Verkehr mit seinen vielfach starren Tickes und Abos. Diese sind stark auf den Pendlerverkehr ausgerichtet, der fünfmal pro Woche den selben Weg mit dem öV zurücklegt. Für Personen die vielleicht nur zweimal pro Woche mit dem öV pendeln, einen Homeoffice-Tag pro Woche einlegen und den Rest mit dem E-Bike unterwegs sind gibt es keine speziellen Angebote. So stellte sich auch der Kanton Uri die Frage: Wie können wir mit einem neuen Ticketangebot neue Fahrgäste für den öV gewinnen? Schliesslich wird mit dem neuen Kantonsbahnhof das öV-Angebot ab Dezember 2021 markant ausgebaut. Im Auftrag des Kantons Uri sowie der Auto AG Uri und unter Mitarbeit von SBB und PostAuto hat Trafiko das Check-In Ticket entwickelt. Wer im Talboden von Uri mit Bahn oder Bus fährt, bezahlt pro Tag mit einem Halbtax-Abo nie mehr als 5 Franken respektive 7.50 Franken ohne Halbtax – ganz egal, wie viele Fahrten zurückgelegt werden. Von diesem Angebot profitieren kann, wer die Tickets über die Easy-Ride-Funktion oder die Fairtiq-App tätigt. Nicht nur in Uri sind neue Ansätze vorgesehen: So führt der Trafiverbund Mobilis Wahltage-Abos ein, die A-Welle probiert ein maximaler Monatstarif aus und die SBB testet ein Guthaben-Modell.

Übersicht über neue Abo- und Ticketmodelle im öV in der Luzerner Zeitung vom 2.9.21

Artikel im Tagesanzeige vom 1.9.21

 

Strategie für smarte Mobilität in der Stadt Zürich

Das Angebot neuer Mobilitätsdienstleistungen ist kaum in einer Stadt vielfältiger als in Zürich. Doch wie geht die Stadt Zürich damit um und wie kann sie neue, smarte Mobilitätslösungen sinnvoll einsetzen? Um diese Fragen zu klären, haben EBP und Trafiko die Stadt Zürich unterstützt, die strategische Planung Smart Mobility zu erarbeiten, abgestimmt auf die Ziele der Smart City Zürich. Herausgekommen ist eine Definition und Leitsätze, was die Stadt Zürich mit dem Einsatz von Smart Mobility erreichen möchte: neue Lösungen für eine attraktive, ressourcenschonende und flächeneffiziente Mobilität für alle zu ermöglichen und zu erproben − sowohl für den Personen-, als auch für den Güterverkehr. Umgesetzt werden sollen zielführende Massnahmen in den Themenfeldern Digitale Infrastruktur, Sharing, Pooling, Dekarbonisierung, Smarte physische Infrastruktur, Automatisierung und Nudging. Die Stadt Zürich nimmt dabei je nach dem die Rolle der Koordinatorin, der Initiantin oder der Begleiterin ein. Zudem sorgt sie für gute Voraussetzungen sowie für Spielregeln für alle Akteure. Und sie ist darum bemüht, die Erfahrungen auszuwerten und die richtigen Lehren für die Zukunft zu ziehen.

Gesetz für autonome Autos

Der deutsche Bundestag findet es an der Zeit, den Regelbetrieb für Robo-Autos einzuleiten und hat ein Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet. Deutschland soll laut der Initiative „eine Führungsrolle“ in diesem Bereich einnehmen. Vollautomatisiertes Fahren der Stufe 4, bei dem das System für definierte Anwendungen komplett die Kontrolle übernimmt und vom Fahrer nicht mehr überwacht werden muss, soll damit zunächst in festgelegten Betriebsbereichen bundesweit im öffentlichen Strassenverkehr im Regelbetrieb erfolgen können. Mehrheitsfähig war unter den Parteien der Zusatz, ein „Not-Aus“-Knopf als verbindlich zu erklären. Dies steigere „das subjektive Sicherheitsempfinden der Passagiere“. Auch sollen Unfallgeschädigte zu den beim Betrieb gespeicherten Daten Anspruch erhalten, gleichzeitig gilt jedoch die Datenschutz-Grundverordnung. Soweit so gut. Interessant sind die Ergebnisse der YouGov-Befragung: Nur noch 48% der Befragten sagen, dass autonome Fahrzeuge ihnen Angst machen. Uns schreckt eher folgendes auf: Nur für 28% kämen Sharing-Angebote mit autonomen Autos infrage. 27% können sich vorstellen, selbst ein autonomes Auto zu kaufen. Achtung: Wenn wir alle wieder eigene Fahrzeuge kaufen, die noch autonom rumkurven können, dürfte der Verkehr nochmals stark zunehmen …

Trafiko