Gerüchteküche

Jährlich werden etwa 90 Millionen Autos produziert, das sind 2,8 pro Sekunde. Ein relevanter Markt also. Während beim Wechsel der Antriebstechnik vieles geklärt ist, ist bei der Software das Rennen weiterhin offen. Im Focus wird prophezeit, dass 4 grosse Anbieter dereinst den Automarkt prägen werden: VW, Tesla, Baidu und Apple. Google/Android will sich offenbar eher auf die Autosoftware beschränken und nicht Hard- und Software als ein Produkt Auto anbieten, wie sie es übrigens beim Mobiltelefon auch machen. Microsoft hat kein eigenes Auto-Projekt, sondern gibt sich bei der Digitalisierung und Vernetzung mit Komponenten ein. Schauen wir, wer das Rennen macht.

E-Auto

Mit E-Auto-Plattformen wird einiges möglich. Warum? Es braucht nur eine grosse Batterie im Fahrzeugboden und 4 angetriebene Räder. Was man darauf baut, kann modular und skalierbar sein. Hoffentlich transportieren wir nicht wieder 1 Person auf 9m² oder holen 1 Harasse Getränk pro Fahrzeug im Supermarkt.

Logistik-Hub im Parkhaus

Der Betreiberkonzern Apcoa (8000 Parkhäuser in zwölf Ländern mit rund 1,4 Millionen Parkplätzen) hat die Idee, künftig Parkhäuser in ganz Europa als Logistik-Hubs für Pakete und andere Lieferungen zu nutzen. Dabei sollen bestimmte Parkplätze zu Randzeiten kurzzeitig für Autos gesperrt werden. Im Pilotprojekt stellten dann grössere Fahrzeuge Container mit Paketen darauf ab. Velocarrier-Mitarbeiter holten diese Container mit Cargobikes ab und starteten ihre Auslieferungstouren im Umkreis. Ziel ist, den Lieferverkehr mit grossen Lastwagen aus der Innenstadt fernzuhalten. Die Lagerflächen sollen zudem günstig und daher nicht statisch sein (Flächen werden nur einige Stunden pro Tag im Hub gebraucht). Koordiniert wird die Logistik über ein Onlinetool. Gute Idee, finden auch wir.

Sharing

Wie gehts weiter unter Berücksichtigung erster Pandemie-Erkenntnisse? Wird das Eigentum wieder wichtiger oder teilen wir Ressourcen nun erst recht? Wir werden es sehen. Jedenfalls erfasst die Sharing Economy immer mehr Bereiche, wie nachfolgendes Beispiel zeigt. Dies vor allem, weil die Digitalisierung Hürden laufend abbaut. Offen bleibt, ob alle Sharing-Dienstleistung nachhaltig sind. In unserem Beispiel „ja“, wenn ein eigener Einzelflug einspart wird. „Nein“, wenn dadurch mehr geflogen wird, statt beispielsweise mit der Bahn zu fahren. Das Beispiel zeigt gut, dass Sharing für sich alleine nicht die Lösung sein kann. Rahmenbedingungen, Förderung und Anreizsysteme bleiben unerlässlich, um das Verkehrssystem zu erreichen, welches wir uns wünschen.

Übrigens: Der Trafikguide listet 6 Flugzeugsharing-Dienstleistungen. Es gibt also gar Auswahl, will man den Flug oder das Flugzeug teilen.

Arealentwicklung im Bigroom

Die Komplexität von grossen Bauprojekten nimmt laufend zu. Dies erfordert eine äusserst gute Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren, Fachplanern und Bauherrschaft. Hier geht eine grosse Schweizer Arealentwicklerin neue Wege: Sie hat sich ein interdisziplinäres Team zusammengestellt, das mit den Methoden Lean Construction und Scrum ein Baufeld im Kanton Zug von 66’000m2 Geschossfläche gemeinsam entwickelt. Dreh- und Angelpunkt dieser interdisziplinärern Zusammenarbeit bildet der sogenannte Bigroom (siehe Foto). Zweimal in der Woche arbeiten die Architekten, Ingenieure, Fachplaner und Bauherrschaft in diesem Raum zusammen. Vor Ort werden Ideen entwickelt, Details ausgearbeitet und Entscheide getroffen – Arbeiten im stillen Kämmerlein ist nicht gefragt. Trafiko ist Teil dieses interdisziplinären Teams und bringt das Knowhow im Bereich Mobilität ein. Wir sehen grosses Potential in dieser neuen Zusammenarbeitsform.

Multimodale Mobilität anpacken

Mit dem Kunden im Zentrum will Zürich in Zukunft die Mobilität vernetzen. Eine Mobilitätsleitstelle optimiert das Gesamtsystem. Angeschlossen sind smarte Infrastrukturen, über eine Mobilitätsplattform auch vernetzte Mobilitätsangebote. Kompliziert? Das folgende Video erklärt die Absicht einfach.

McKinsey Analyse

Die in 65 Ländern vertretenen Unternehmens- und Strategieberater McKinsey mit 28.000 Angestellten scannen auch den Mobilitätsmarkt. Eine deren Analyse zeigt, dass nahtlose Mobilität sauberer, komfortabler und effizienter sein könnte als der Status Quo. Das Szenario 3 „Nahtlose urbane Mobilität“ zeigt das grosse Potenzial, das Auto weiterzuentwickeln, um mehr kollektiven Verkehr auf der Strasse anzubieten. Es könnte bis zu 30 Prozent mehr Verkehr (Verfügbarkeit) und um 10 Prozent verkürzte Reisezeit (Effizienz) auf gleicher Infrastruktur ermöglicht werden. Dieses mit dem öV vernetze Shuttle könnte 25 bis 35 Prozent weniger pro Fahrt kosten (Erschwinglichkeit), die Anzahl der Punkt-zu-Punkt-Fahrten dabei um 50 Prozent erhöhen (Komfort). Das tönt in der Theorie doch schon mal gut …

PS: Auch zu Mikromobilität gibt es Analysen. McKinsey sieht für München ein Potenzial von bis zu 15% aller Fahrten. Ein Grossteil soll Ersatz vom Auto sein. Der öV soll gestärkt werden, da für die erste und letzte Meile ein neues Verkehrsmittel zur Verfügung steht.

Mobilität in der Arealentwicklung gemeinsam planen

1 Gebiet, 2 Gemeinden, 600’000 m2, 20 verschiedenen Baufelder und Platz für 1500 Wohnungen, 800 Studierende sowie 4000 Arbeitsplätze. Die Rede ist von LuzernNord, einem Entwicklungsschwerpunkt der Zentralschweiz, der sich als Smart City entwicklen soll. Wie kann sichergestellt werden, dass sich die Mobilität in einem solch grossen Gebiet in eine Richtung entwickelt? Zum einen wurden bereits in den Bebauungsplänen strenge Vorgaben bezüglich der maximalen Anzahl an Fahrten zur Abendspitzenstunde gemacht. Zum anderen wurde kürzlich ein Leitfaden Mobilität LuzernNord veröffentlicht, der den Bauherren als Arbeitshilfe bei der Entwicklung der Mobilitätskonzepte dient. Darin enthalten sind ein Zielbild, verbindliche Vorgaben und Massnahmen im Sinne von Smart City. Trafiko durfte diesen Leitfaden im Auftrag des Regionalen Entwicklungsträgers LuzernPlus erstellen.

Künftiger Autohandel

Autohäuser gehören zur Silhouette von vielen Agglomerationen. Der Direktvertrieb in pop-up-Stores und online sind für diese Autohäuser genauso bedrohlich wie neue Geschäftsmodelle (z.B. Auto im Abo, Poolfahrzeuge in Siedlungen, Carsharing). Zudem wollen zahlreiche Hersteller den Kunden in ein eigenes Ökosystem bringen. Neben dem Auto an sich soll künftig beispielsweise „In-car-Marketing“ (Transaktionen im Vorbeifahren an POI), kostenpflichtiges Freischalten bestimmter Funktionen (z.B. mehr Batterieleistung für die Ferienfahrt), automatische Abrechnung von Autobahn- und Parkgebühren, usw. mit verkauft werden. Grosse Autohandelsketten bereiten sich daher vor, versuchen mit Uber oder Amazon zusammenzuspannen, um ähnliches anzubieten. Ergänzend muss wohl auch das Reparaturgeschäft ersetzt werden. Dieses leidet, da Elektroautos weniger Wartung brauchen, Assistenzsysteme Unfälle zunehmend vermeiden oder Carsharing die Anzahl Autos generell reduziert. Wir trauern diesen eher unästhetischen Autohäusern ähnlich dem Journalisten der Süddeutschen wenig nach. Wobei dieser auch neue Ideen für die Autohäuser aufzeigt: Lokaler Betreiber von Sharing-Flotten (wenn der öV-Betreiber sich dem Thema nicht annimmt), Erlebniswelten mit DJ-Events im Autohaus, verschiedene Autotypen in einem Abo zusammen verkaufen usw. Fazit: Die Wende im Mobilitätsmarkt betrifft alle Beteiligten.

Zukunftsszenarien

Die SBB hat recht: Unsere Mobilität verändert sich und mit ihr die Schweiz. Technologische und gesellschaftliche Entwicklungen werden die Art, wie wir reisen und den Raum in der Schweiz nutzen stark beeinflussen. Spannend finden wir in den Überlegungen im Downloadbereich unter www.sbb.ch/szenarien, wie sich der Autoanteil hin zu Car- und Ridesharing verschiebt, wenn wir das Potenzial der Digitalisierung nutzen. Die SBB stellt aber richtigerweise fest, dass es die Menschen in der Schweiz sind, welche die Stossrichtung entscheidend mitprägen. Unser Aufruf: Nutzen wir das neue Potenzial bereits ab jetzt.

Trafiko