Mobilitätsstation

Wo spielt künftig die Musik: Am Bahnhof? Bei der Tankstelle? Im Parkhaus? Oder gemäss Ansatz Easymobil an der öV-Haltestelle des Nahverkehrs. Easymobil verbindet dort mehrere Mobilitätsangebote und praktische Services miteinander. Denn immer mehr Menschen kombinieren verschiedene Verkehrsmittel für ihre täglichen Wege.

Feierabendbier

Die über 40 Anmeldungen haben uns gefreut. Mit euch und den noch spontan zugestossenen Gästen gab es gute Mobilitätsgespräche an verkehrlich spannender Lage direkt am Bundesplatz in Luzern. Heiss diskutiert wurde u.a. das Bahnreform-Symposium von letzter Woche. Trafiko hat sich entschlossen, einen Buchbeitrag einzureichen, welchen wir euch nicht vorenthalten wollen: Change im Mobilitätsmarkt-Trafiko-7Juni19 oder Textbeitrag Change im Mobilitätsmarkt. Ein kleiner Input, um anstehende Reformen passend zum Verkehrsmarkt aufzugleisen …

Mobilität bald gratis?

Als wir davon hörten, taten wir dies erstmal als Fantasie ab. Doch wenn man tiefer recherchiert, ist dieser Trend gar nicht völlig absurd. Geschäftsmodelle ändern aktuell. Ausgangslage ist, dass viele Angebote übermässig verfügbar sind. So differenziert man sich z.B. dadurch, dass man dem Kunden die Anreise offeriert. Das macht das Glarnerland neuerdings genauso wie das EmmenCenter solche Aktionen seit über 10 Jahren durchführt. Auch Arbeitgeber zahlen Angestellten immer mehr an Mobilität (öfter ans Auto, zunehmend aber auch für flächeneffiziente Verkehrsmittel). In Zukunft wäre doch denkbar, dass ein Arbeitgeber mit einem privaten Shuttledienst kooperiert. Dieser bringt am Morgen seine Angestellten zum Büro (als Benefit für den Arbeitnehmenden und damit zu Lasten der Firma. Die Talentsuche wird diesbezüglich ja immer kreativer). Oder: Ein Shopping- und Freizeitzentrum beschafft 20 autonome Shuttles. Diese holen Kunden zuhause ab und bringen sie ins Center und wieder zurück. Der Transport ist für den Kunden gratis, der Dienstleister lebt von den Ausgaben des abgeholten Kunden im Center. Tja, wenn dann die vietnamesische Ferienanlage mit ihren günstigen Produktionsbedingungen vor Ort solche Angebote für Ferien lanciert, könnte die Mobilität ins absurde wachsen. Fazit: Die Zukunft hält spannende Herausforderungen bereit. Nun aber erstmal: Schöne Skiferien!

Geforderter Staat

Nicht nur Firmen sind gefordert, sinnvolle Mobilitätslösungen zu kreieren. Auch der Staat muss seinen Beitrag leisten. Helsinki ist beispielsweise die erste Stadt, in der man seine gesamte Mobilität mit nur einer App managen kann. Der Traum der multimodalen Mobilität wurde Dank einer cleveren Verordnung aus dem Ministerium für Transport und Kommunikation Wirklichkeit: Der „Act on Transport Services“ trat am 1. Januar 2018 in Kraft trat. Die Verordnung verpflichtet alle Transportunternehmen in Finnland, ihre Daten offenzulegen. Öffentliche Nahverkehrsunternehmen teilen daher ihre Fahrpläne und Echtzeitdaten zur Position von Bussen und Trams. Taxi- und Carsharing-Unternehmen speisen Daten zu Verfügbarkeit von Fahrzeugen ins System. Die Informationen können dann von einem «Mobility as a service» – Anbieter zu einem Produkt verarbeitet werden. Der „Act on Transport Services“ schreibt den Transportunternehmen auch offene Programmierschnittstellen vor, damit Apps von Drittanbietern, wie beispielsweise Whim, den Kauf von Tickets oder die Buchung von Leihfahrzeugen einfach vornehmen können. In der Schweiz ist wohl Ähnliches nötig, da Konkurrenten auf dem Mobilitätsmarkt kaum im Sinn des Kunden kooperieren werden.

Revolution!

Der aktuelle Lösungsansatz verursacht zunehmend lokale und vor allem globale Probleme. Wir glauben auch, dass vielerorts grundsätzliche Änderungen anstehen. Folgende Idee wäre ein Ansatz. Sie hat aber u.a. auch grössere Auswirkungen auf die Mobilität. Was meinst du dazu? Es lohnt sich, die 1.5h ins Referat und die Zuhörer-Fragen zu investieren (Untertitel auf deutsch: Klicke unten auf dem Videobildschirm auf das Symbol „Einstellungen“):

Mobilitätsüberblick gefällig?

Den Überblick über die heutigen Mobilitätsmöglichkeiten zu behalten, gestaltet sich zunehmend schwierig. Wir orientieren uns bei unseren Beratungen jeweils am selbst entwickelten Mobilitätsüberblick (Download PDF), welchen wir mit unseren Partnern und Auftraggebern laufend ergänzen und anpassen. Da er jeweils auf grosses Interesse stösst, haben wir uns entschlossen, diesen Mobilitätsüberblick öffentlich zu teilen. Schliesslich müssen wir gemeinsam an den neuen Möglichkeiten arbeiten. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir nur mit mehr Transparenz weiterkommen …

Mobilität der Zukunft – neue Geschäftsmodelle

An der ETH Zürich haben die ersten Absolventen den neuen Studiengang CAS «Mobilität der Zukunft – neue Geschäftsmodelle» abgeschlossen. Kasimir Stadler von Trafiko war erfolgreich mit dabei und holte sich neue Inputs bezüglich der Umsetzung neuer Strategien und Geschäftsmodelle für eine zukunftsfähige Mobilität unter Berücksichtigung der aktuellen Rahmenbedingungen und dem sich verändernden Mobilitätsverhalten. Einen kurzen Film zum Thema möchten wir euch nicht vorenthalten:

Machen wir uns also an die Umsetzung solcher Themen!

Im „Matteo“ ist die Mobilität inklusive

 

Auf dem Areal „Matteo“ in Luzern Süd (Kriens) mit rund 146 Wohnungen und 5100m2 Gewerbefläche ist die Mobilität inklusive. Die Credit Suisse als Eigentümerin stellt nicht nur Wohnungen bereit, sondern auch ein zeitgemässes Mobilitätsangebot. Dadurch ist wohnen ohne Auto attraktiv: Passend zur Wohnung ist für diese Mieter ein umfassendes Mobilitätspaket mit Gutschriften für Bike- und Carsharing, öV, Veloservice, usw. im Mietzins inbegriffen. Es stehen alternativ aber auch Mobilitätspakete mit fixen und dynamischen Parkplätzen in begrenzter Anzahl zur Verfügung. Diese beinhalten auch weitere Mobilitätsangebote, wie auch Zentralplus berichtet.

Diese Mobilitätspakete durfte Trafiko im Auftrag von Credit Suisse und der Totalunternehmerin Implenia entwicklen. Aber warum dieser Aufwand? Im Süden von Luzern entsteht zur Zeit ein neuer Stadtteil. Damit der Verkehr auch in Zukunft fliesst, müssen sich die Investoren an strengen Vorgaben bezüglich des motorisierten Individualverkehrs und der Parkierung halten. Die Eigentümerin betrachtet dies nicht als Einschränkung sondern als Chance für ein zeitgemässes Modell. Dank den attraktiven Mobilitätsangeboten zieht der „Matteo“ vor allem Personen ohne eigenes Auto an. Dadurch ist die Parkierungsanlage ausreichend. Nicht zuletzt hilft dieser Ansatz mit, die zugewiesen Fahrtenkontingente einzuhalten.

Fahrten teilen

In Hannover startet Ridesharing mit MOIA in den ordentlichen Betrieb und steigert dort die Anzahl Fahrzeuge von derzeit 36 auf die relevante Zahl von 150. Der Fahrpreis liegt zwischen jenem vom öV und Taxi, wo dieses System auch angesiedelt werden kann. In der Schweiz steht PostAuto mit ihrem Angebot Kollibri in Brugg in den Startlöchern. Wir durften im Rahmen einer Studie (Setting für einen weiteren Pilotbetrieb in einem Schweizer Kanton) den Test in Brugg besuchen und den Dienst selber ausprobieren. Erkenntnis: Ridesharing funktioniert. Gehen individuelle Reisen in eine ähnliche Richtung, dann wird die Fahrt geteilt und sorgt so für weniger Verkehr, Stau und Lärm. Wir meinen, es passt zur aktuellen Zeit, neue und sinnvolle Mobilitätsformen auszuprobieren, konventionelle Ideen zu hinterfragen, wenn diese die Probleme nicht mehr effizient lösen können. In diesem Sinn befinden wir uns in einer spannenden Zeit, wo auch offen ist, wie sich öffentliche Verkehrsbetriebe weiterentwickeln sollen. Die Thematik hat Paul Schneeberger in seinem NZZ-Artikel gut erklärt.

Neues Mitfahrsystem im Seetal

Seit Jahren besteht im Seetal sowohl auf der Aargauer als auch auf der Luzerner Seite der Wunsch für eine kantonsübergreifende Buslinie. Da eine solche Linie zu teuer und das Potential zu tief wäre, hat sich der Regionale Entwicklungsträger KEK Seetal nach Alternativen umgesehen und wurde bei Taxito fündig. Dieses Mitfahrsystem macht mit dem Handy und elektronischen Stelen an Haltepunkten den Individualverkehr öffentlich zugänglich. Es ist unter anderem im Lutherntal erfolgreich im Einsatz (siehe Foto). Trafiko hilft mit, diese neue technische Möglichkeit zur Verbesserung der Mobilität im Seetal zu planen und einzuführen. Klappt die Finanzierung, wird Taxito im Sommer 2019 im Seetal gestartet. Bei den Medien stiess die Absicht bereits auf grosses Echo, wie die Berichterstattungen in der 20 Minuten oder in der Aargauer Zeitung zeigen.

Trafiko