Zickzack-Kurs

Volkswagen hatte die Autovermietung Europcar (248000 Fahrzeuge an 3835 Stationen in über 140 Ländern) in den späten 1990er Jahren übernommen, das Unternehmen dann aber 2006 für 1,26 Milliarden Euro verkauft, weil sich der Autobauer auf sein Kerngeschäft konzentrieren wollte. Gemäss Manager Magazin kommt nun die Kehrtwende: Eine Übernahme von Europcar sei eine attraktive Möglichkeit, Zugang zu einer Mobilitätsplattform zu erhalten. VW will also Zugang zur Infrastruktur und Technologie von Europcar und macht den aktuellen Hedgefonds-Eigentümern bereits das zweite, erhöhte Angebot über 2,5 Milliarden Euro. Der Verkauf kommt nun offenbar zu Stande. Willkommen zurück in der multimodalen Welt.

Food Delivery generiert Verkehr

„Delivery ist nicht gleich Delivery. Eine kleine inhabergeführte Pizzeria, die nebenbei ein paar Pizzas zu den umliegenden Wohnungen liefert, operiert ganz anders als ein Online-Delivery-Provider (ODP) wie Uber Eats oder Just Eat“, wie das GDI auf seiner Webseite treffend festhält. Die Übersichtsgrafik und beschreibenden Texte auf der GDI-Webseite lassen erahnen, dass die verschiedenen Konzepte ganz verschiedenen Verkehr nach sich ziehen. Während beim einen Konzept Lieferungen koordiniert mit eigener E-Roller-Flotte emissionsarm erfolgen, liefern andere jedes Menü durch Privatpersonen mit eigenem Auto aus. Der eine Ansatz ist begrüssenswert und kann Verkehr gar reduzieren, der andere löst zu jedem Essen zwei Autofahrten aus. Wir meinen, dass man bezüglich den aufkommenden Kurierdiensten noch viel zu wenig hinschaut und vielleicht zu spät Sinnvolles von Unerwünschtem trennt.

Mobility as a Service

Vom Miet-Scooter in den Bus und von dort ins Sharing-Auto. Das ist längst möglich, erfordert oft jedoch mehrere Apps und Benutzerkonten. Während erste öV-Akteure sich als Plattform promoten, buhlen auch Software-Anbieter (z.B. Trafi, World Wide Mobility, Mobility concept, MOQO Wunder Mobility, …) um die Drehscheibenfunktion. Wer die Mobilität als Dienstleistung dereinst bündelt, ist offen. Klar ist, dass Nutzer*innen nur eine MaaS-App für die Fahrt von A nach B wünschen. Dort drin wollen Sie die Fahrt planen, reservieren, buchen und nutzen – dies über das Verkehrsmittel hinweg. Erstaunlich ist, dass MaaS nicht mehr gefördert wird: So wäre es möglich, ohne selbst alles zu besitzen immer das passende Verkehrsmittel zu wählen. Ein Überblick über den IST-Zustand, aktuelle Probleme und Pendenzen zeigt das White Paper aus Basel oder der Blog-Eintrag von Lukas Wohner.

Leitfaden Mobilität

Er ist online, der neue Leitfaden Mobilität der Stadt Sursee und der Gemeinde Schenkon. Der von Trafiko entwickelte Leitfaden Mobilität hilft den Bauherren bei der Erstellung von Mobilitätskonzepten und den lokalen Unternehmen bei der Einführung eines effizienten Mobilitätsmanagements. Darüber hinaus zeigt er, wie Veranstalter, Privatpersonen und Eigentümer der Verkehrssyteme an den gleichen, abgestimmten rund 35 Massnahmen zusammenarbeiten. Durch diese Koordination kann das Ziel erreicht werden, dass die Mobilität zwar mit der Innenverdichtung weiter zunehmen kann, das Verkehrssystem gleichzeitig funktioniert. Der Leitfaden wurde am 3.5. an der regionalen Mobilitätskonferenz vorgestellt (Video, Vorstellung Leitfaden ab Minute 45) und medial kommentiert (Medienbericht)

Mobilitätsdrehscheiben

In urbanen Gebieten werden öffentlich zugängliche Fahrzeuge vermehrt an Mobilitätshubs gebündelt, wie easymobil im Kurzfilm erklärt. Will man einen solchen Hub exklusiv fürs Areal oder Unternehmen (closed group), ist der Trafikpoint ein Lösungsansatz. Er funktioniert in der Stadt genauso wie auf der Landschaft, da die Anzahl Fahrzeuge aufs Areal abgestimmt werden. Beide Ansätze – privat und öffentlich –  ermöglichen eine effizientere Mobilität, da das jeweils passende Verkehrsmittel genutzt wird. In Wien werden übrigens privat und öffentliche Angebote bereits verknüpft, wie das Beispiel Mopoint/Wienerlinien zeigt. Welche Stadt oder welcher Verkehrsbetrieb in der Schweiz wird hier als erstes dieser Idee folgen?

Ziele 2021 gefasst?

Es gilt Ressourcen zu schonen (Sharing machts möglich), Emissionen zum minimieren (E-Mobilität lässt grüssen) und Fahrten effizient zu planen (Wahl des jeweils passenden Verkehrsmittels über eine einzige App). Das alles ist jetzt möglich, wenn du auf deinem Areal ein Trafikpoint initiiert.

Produkte „vom Pilatus“ nachhaltig ausliefern

Der Strassengüterverkehr nahm auch im 2. Quartal von 2020 gemessen an den transportieren Tonnen erneut zu (Statistik Bund). Speziell in dicht besiedelten Räumen ertönt deshalb der Ruf nach nachhaltigen City-Logistikkonzepten, die für mehr Koordination und Bündelung sorgen. Der Schritt von Papier in die Praxis zeigt sich aber nicht immer einfach, da oft schlecht in den Markt der privaten Anbieter eingegriffen werden kann. Deshalb sind wir der Meinung, dass mit überschaubaren Projekten – wie dies unter anderem Basel tut – die Umsetzung live getestet werden muss. Auch beim NRP-Projekt „Vom Pilatus“ mit Produkten von regionalen Produzenten soll die Verteilung der Waren vom Bauernhof in den Laden mit möglichst wenig Fahrten und umweltfreundlich geschehen. Wir freuen uns, für diesen konkreten Fall, ein nachhaltiges Logistikkonzept zu entwickeln, das praxistauglich und pragmatisch ist. Erste Ideen konnten wir bereits einbringen.

Logistikhub im Quartier

Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat einen Leitfaden mit Vorschlägen ausgearbeitet, wie Städte und Gemeinden die City-Logistik zukunftsfähig gestalten können. Es happert offenbar in Städten oft an Ladezonen. Im Leitfaden „Liefern ohne Lasten“ wird diesbezüglich eine Ladezone alle 50 Meter empfohlen. Das Falschparken darf in den Ladezonen überdies nicht mehr toleriert werden. Immer wichtiger wird auch der Paketverkehr: Studien gehen davon aus, dass sich die Sendungszahl bei Paketen bis 2028 verdreifachen wird. Das bedeutet auch mehr Zustellfahrzeuge auf den Strassen. Hier brauchts neue Mikrodepots und Bündelungskonzepte. Die Idee dabei ist, dass nicht jede Fahrt von ausserhalb der Stadt bis zur Haustür ununterbrochen durchgeführt wird. Stattdessen sortieren und bündeln Paketzusteller ihre Lieferungen, und im besten Fall nur ein Dienstleister übernimmt die „allerletzte Meile“. Der Verkehr reduziert sich damit. Wir kennen solche Hub-Konzepte aus dem öV, wo sie gut funktionieren. Ein solcher Quartier-Logistikhub liegt übrigens direkt neben unserem Büro. Trafiko bezog vor 4 Jahren bekanntlich die aufgehobene Poststelle in Kastanienbaum, unser Postbüro. Die Post mietet seither ein Garage neben dem Postbüro, wo jede Nacht Post und Pakete zugestellt werden. Pöstler*innen vertragen von hier aus mit Elektro-Töffs jeden Morgen die Lieferungen zum Empfänger im Quartier. Wir meinen: Leifaden umgesetzt und mit diesem Blog ein Gruss an unsere netten Nachbarn.

Neu ausrichten. Jetzt!

Wieso wollen eigentlich Viele zurück zur Zeit vor Corona? Dort gab es doch grosse Verkehrsprobleme, Engpässe und das Klima leidete. Statt sich mit neuer Ausgangslage weiterzuentwickeln, ziehen sich zurzeit Autofirmen aufs Kerngeschäft Autoverkauf zurück oder Flugfirmen wollen sich nur unter Zwang verkleinern lassen. Im öV wird das Angebot unter grosser Kostenfolge (wegen weniger Fahrgästen) überall aufrecht erhalten und Bund/Kantone planen zurzeit gar den nächsten grossen Bahnausbauschritt 2040+, um vor allem wieder Engpässe zu Hauptverkehrszeiten mit teuren Infrastrukturen zu beheben. Bei den anstehenden Sparrunden der öffentlichen Hand wegen Corona trifft es parallel wohl bald noch die langsam keimenden alternativen Ideen und Verkehrssysteme ohne grosse Lobby (wie Sharing- oder Poolingdienste oder auch Investitionen ins Mobilitätsmanagement). Arbeiten wir noch an richtigen Themen? Hier eine klare Meinung: Nicht eigene Passagierzahlen maximieren, sondern Full-Service-Dienstleister am Kunden sein.

E-Auto

Mit E-Auto-Plattformen wird einiges möglich. Warum? Es braucht nur eine grosse Batterie im Fahrzeugboden und 4 angetriebene Räder. Was man darauf baut, kann modular und skalierbar sein. Hoffentlich transportieren wir nicht wieder 1 Person auf 9m² oder holen 1 Harasse Getränk pro Fahrzeug im Supermarkt.

Trafiko